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Als die Kosaken von neuem vordrangen, ging der König bis zur Knallhütte weiter, wo sein Gefolge — darunter auch französische Handwerker, Kaufleute und Künstler, die sich ein Pferd verschafft hatten, — fortwährend wuchs. Da traf die Meldung vom Abzug der Russen nach der Waldau und der Söhre ein, und nunmehr trat man, in der Annahme, die Russen wollten dem König den Rückzug zum Rhein abschneiden, zumal schon vereinzelte Kosaken sich bei Guntershausen gezeigt hatten, nach wiederholtem Schwanken den Abzug nach Süden an. Jérôme ritt mit der Gardedukorps voraus, ließ auch diese in Herborn zurück und floh weiter bis Koblenz. Der Rest seiner ihm folgenden Truppen löste sich auf, so daß am 2. Oktober nur noch etwa 100 Mann, fast nur Offiziere und Unteroffiziere, in Wetzlar ankamen.

Mittlerweile hatte v. Bastineller, als er von der Besetzung des Engpasses bei Kaufungen erfuhr, seinen Marsch auf Kassel aufgegeben und war mit seinen in immer größerem Umfange desertierenden Leuten über Spangenberg und Altmorschen nach Wetzlar gezogen, während Tschernitscheff, der diesen auf Kassel vorrückend wähnte, nach Melsungen abzog. In Kassel hatte nach dem Abzug des Königs der tüchtige General Allix den Befehl übernommen und die verbliebene Garnison durch bis dahin in Münden stehende Truppenteile verstärkt; doch standen ihm trotzdem nur geringe Truppenkräfte zur Verfügung. Er beschränkte sich deshalb auch darauf, die Tore zu verrammeln, am Auetore und auf dem Weinberge einige Geschütze auffahren zu lassen und eine Kompagnie der Jägergarde zur Verhinderung eines Fuldaüberganges durch die Russen in die Karlsaue zu schicken.

Nachdem Tschernitscheff in Melsungen den Rückzug v. Bastinellers erfahren und seinen ermüdeten Leuten einige Ruhe gegönnt hatte, brach er am 30. September frühmorgens wieder gegen Kassel auf. Allix lehnte, als die Russen bereits in der Söhre standen, die Aufforderung der Bürgerschaft zur Kapitulation ab. Die Tore wurden mit Militär besetzt, die Fuldabrücke mit Trainwagen verrammelt, die Kavallerie zum größten

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