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der Nacht zum 30. Oktober zugingen, in den Wind, die zweifellos dartaten, daß Napoleon auf der Straße nach Frankfurt marschiere. Zudem glaubte Wrede der Versicherung Schwarzenbergs, daß er dem Feinde hart auf dem Nacken bleiben werde, und konnte nicht ahnen, daß dieser tatsächlich vier Tagemärsche hinter Napoleon zurück war. Der Kampf hatte bereits begonnen, als man erst merkte, daß man Napoleon selbst und damit dem Kern seines Heeres gegenüberstand. „Jetzt ist nichts mehr zu ändern, wir müssen als brave Soldaten unser Möglichstes tun“, waren Wredes Worte. Der bösen Lage, in die ihn seine Vertrauensseligkeit gebracht hatte, suchte er mit der ihm eigenen Entschlossenheit die Stirn zu bieten. Noch ein weiteres Moment verhinderte ihn, seine unmögliche Stellung aufzugeben, der Gedanke, daß er als Bayer den Verbündeten und der Welt selbst auch unter Opfern zeigen müsse, daß der Übertritt Ernst gewesen und sie entschlossen seien, ihre volle Schuldigkeit zu tun. Er hat auch in dieser schwierigen Lage, in die ihn eine unglückliche Verkettung von Umständen und gewiß auch sein übergroßes Selbstbewußtsein gebracht hatte, seinen Ruf als tapferer Soldat und entschlossener Heerführer gewahrt. Diesen Ruf hat der in dieser Lage leider unvermeidliche Mißerfolg erheblich vermindert. Ihn aber allein für die fehlerhafte Anordnung der Aufstellung verantwortlich zu machen, entspricht nicht der tatsächlichen, geschichtlichen Entwicklung, dies eine [die seine] gewiß vorhandene Schuld doch in erheblich gemildertem Licht erscheinen läßt.

Die Anwesenden gaben dem Redner ihren lebhaften Beifall zu erkennen, den ihm in ihrem Namen der Schriftführer des Vereins in anerkennenden Worten wiederholte.

 

3. Am 19. Januar 1914 sprach Rechtsanwalt Dr. jur. Theodor Dellevie über: Dr. Kellner und seine Flucht aus dem Kastell“. Redner, dem die Untersuchungsakten gegen Kellner aus dem Marburger Staatsarchiv zur Verfügung gestanden hatten, streifte zunächst die politische Entwicklung Dr. Kellners,

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