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- 43 - heim [daheim]; er, der Kleinbürger,
hatte ein philiströses Ideal vor sich und dachte in seinem schlichten
Gemüt nicht daran, daß man solche
Frauen auch minniglich begehren könne. Anders der Ritter, der
galante Kavalier vom Kasseler Hofe. Er wird vielleicht auch Frauen kennen
gelernt haben, die in der Liebe freier waren, und hat wohl auch einen
Einblick tun dürfen in die verschwiegenen
Frauenzimmer. Er sagt: „Frauen gehen in köstlichem Samt und seidenen
Röcken mit ihren köstlichen gülden Brust und Aermeln gestickt und belegt mit Perlen und anderem Edelgestein, auch auf
dem Kopf fein geschmückt; selten findet man eine, die ihr Haar
natürlich schön und lang habe, sie tragen als gemachte und Totenhaare,
das machen sie schön gelb und kraus und binden es auf dem Kopfe zu Häuf,
wie man in deutschen Landen einem Pferde den Schwanz
aufbindet, und das krause
Haar lassen sie über die Ohren abhängen, wie die Männer anzusehen. Vorn
sind die Haare schön, hintenzu kohlschwarz. Auch mag ich sagen, daß ich zwar an Weibern keine schändlichere Kleidung
gesehen habe und ausgeschnitten, daß man
hinten bis auf den halben Rücken hinab, desgleichen vorne bis
unter die Brust sehen kann. Tragen dann hölzerne Schuh, die sind hoch
etliche einer, etliche zweier, Spannen hoch, daß sie nicht drauf gehen
können, sind mit Samt oder scharlachem Tuch überzogen.
Hat jede ihre Magd, daran sie sich halten, wäre sonsten nicht
möglich, daß sie darauf gehen könnten, und welche die höchsten haben
mag, die dünket sich am besten. Auch ist ihre Art, daß sie sich anstreichen
und ihr Angesichte malen, doch sind sie viel lieblichere, davon ich
nicht ferner sagen will.“ Aus diesen Zeilen leuchtet hervor, daß Schachten wohl
lieber „dankbar und verschwiegen“ war, also die ihm gebotene Gelegenheit, derartige Studien zu machen,
verschwieg. Drei Monate nach der Abreise aus Kassel war man so
weit, in Venedig den Anker zu lichten. Unterwegs
kam das Schiff einmal in Gefahr, mit Korsaren in Berührung zu
kommen. In Zara hatten die Reisenden
Gelegenheit, einen Brautlauf zu sehen, wobei der Braut "Weizen
über den Kopf ge- [geworfen] |
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