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des Rates mit. Auch über die Fastnacht läßt sich Schachten ausführlich aus. Der Landgraf verschwendete sein Geld in kostbaren Stoffen, die wohl in Venedig geblieben sind. Große Festlichkeiten wurden auch in Innsbruck begangen, wo zahlreiche Fürsten, darunter auch König Maximilian, Gäste des Erzherzogs Sigismund waren. Schachten schildert die ritterlichen Turniere und die vielerlei Kurzweil in Innsbruck, und sein Reisebericht bricht ohne Schluß mit der Beschreibung eines Tanzes ab: „Als der Tanz geschehen war, küßte der Herzog die Herzogin auf beide Backen, aber ich glaube, daß solches ihr nicht bei dem besten schmackte, denn er war gar grau in dem Nacken.“

Schon in Venedig war Landgraf Wilhelm schwer krank. In Innsbruck soll er nach dem Bericht anderer den Festlichkeiten apathisch beigewohnt haben. Auch in Kassel nach seiner Rückkehr war er recht krank, sodaß es 1493 zur Abdankung kam. In Erfurt, Nürnberg, überall fiel er durch seine unendlichen Ausgaben auf, auch beteiligte er sich mit großen Unkosten an der Alchymie. Schließlich wurde er in Spangenberg interniert, während Wilhelm der Mittlere die Regierung für ihn führte. Durchweg herrscht die Annahme, daß er seine Krankheit in Venedig bekommen habe, und zwar an einem Liebestrank, der ihm dort von den Weibern eingegeben sein soll. Auch eine warnende Mahnung Landgraf Wilhelm des Weisen scheint darauf hinzudeuten. Es wird wohl nie ganz klar werden, an was er gelitten hat. Wie dem auch sei, ob die Krankheit des erst 26jährigen Landgrafen in ursächlichem Zusammenhang mit der Reise steht oder zufällig nach dieser eintrat, ist gleichgiltig. Italien, schon damals das Land der Sehnsucht wegen seiner Kunstschätze, war wegen seiner, auch von Shakespeare gegeißelten welschen Frauen übel berüchtigt. Es liegt, so schloß Redner seinen beifällig aufgenommenen Vortrag, im Drange des Menschen, das Glück da zu suchen, wo es nicht ist. Aber gerade der Hesse braucht nicht in die Ferne zu schweifen, da ihm das Gute und Schöne so nahe liegt und gerade für ihn der Spruch von größter Bedeutung ist:

Ost oder West — Daheim ist`s am best`.

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