vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite
 
 

..

- 75 -

sich weitdehnende Warmetal genossen wurde. Dann ging es im schnellen Abstieg hinunter und hinein in das alte Städtchen Zierenberg. Dort wurde zunächst die interessante, spätgotische Kirche besichtigt, bei welcher Gelegenheit Bibliotheksdirektor Professor Dr. Brunner folgenden Vortrag hielt:

Zierenberg, eine Stadt mit 239 Häusern und 1389 Einwohnern, liegt in einem weiten, von der Warme durchflossenen, nach Westen und Osten von hohen Basaltbergen überragten Tale, auf einem flachen, vom Bärenberge in nordwestlicher Richtung auslaufenden Höhenrücken, der sowohl nach Osten gegen die Warme, als auch nach Norden und Süden abfällt, am steilsten gegen Nordwesten, wo ein kleiner Bach, der heute sog. Krimmbach (1333 die Crivetbicke, d. h. Krebsbach) den Fuß des Abhangs bespült. Die Anlage ist typisch: nach drei Seiten möglichst sturmfrei, nach der vierten Zusammenhang mit dem Hochgelände, also ganz nach dem Prinzip der Volksburgen. Die Stadt wird in einer Urkunde von 1385 als auf „engrischer Erde“ gelegen bezeichnet; auch gehört die Bevölkerung dem niederdeutschen Sprachstamme an, und der Name der Stadt sollte dementsprechend in ältester Schreibung Dyrberg lauten. In dieser erscheint er aber selten, zuerst im Jahre 1313. Sonst lautet die Schreibung Thirberg, Tyrberg, und ähnlich. Von 1333 ab wechselt die (scheinbar) hochdeutsche Form Zyrinberg mit der (scheinbar) niederdeutschen Thyrenberg ab. Erstere beruht aber zweifellos nur auf mißverständlicher Verhochdeutschung. Denn der Name stellt sich zu ahd. tior, an. dyr fera, spez. das Reh oder die Hindin, die Hirschkuh, weshalb die Stadt auch eine solche im Wappen führt.

Zierenberg ist eine planmäßige Gründung des hessischen Landgrafen Heinrich I. Das Jahr der Erbauung meldet eine Inschrift an dem linken Strebepfeiler neben dem Südportal der Stadtkirche. Sie lautet:

Der erste forste der y quam in Hessen, Henrich waz sin nam, sent Elsebeten tochterkint. den Tyrenbergk erbuwete si(n)t noch gots g[eb]ort

..