vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite
 
 

..

- 96 -

bloß in Hessen wurde darin eine Anreizung dazu gesehen. Wenn Geheimrat Hassenpflug den Weggang des Kurfürsten von Kassel nicht als Flucht bezeichnet wissen wollte, sondern darin eine notwendige Maßregel gegenüber der Gehorsamsverweigerung sah, wollte Prof. Busch zwar die Darstellung von Sybels preisgeben, er erkannte an, daß ein wohlerwogener Plan zum Gehen vom Redner dargelegt sei (über Hopfs Darstellung hinaus), aber er stellte in Zweifel, ob nicht ein Verbleiben des Kurfürsten in Kassel besser gewesen wäre. Geh. Rat Hartwig wies darauf hin, daß der ganz geheime Aufbruch tief in der Nacht unter der herrschenden Spannung natürlich als Flucht bezeichnet worden sei, betonte, daß die Fahrt nicht nach einem Platz im Lande, sondern nach Hannover gerichtet gewesen, dort der Gedanke an die Fahrt nach Berlin beim Kurfürsten aufgetaucht und allein von Villmar abgewendet worden sei, daß nach seiner Kenntnis alles unvorbereitet geschehen ist. — Von großem Interesse war die Mitteilung des bisher unbekannten Programms Hassenpflugs für die äußere Politik vom 11. Januar 1850 durch Herrn Geheimrat Hassenpflug. Es ging auf Beseitigung der Union, auf Erhaltung der Selbständigkeit Kurhessens und auf eine Verlängerung des provisorischen Zustandes in Frankfurt, der die Wiederbelebung des Bundestages vorbereiten sollte. Der Minister habe, so führte der Redner aus, nicht das Verhältnis zwischen Preußen und Österreich stören, sondern unter ihrem Zusammenwirken ein einiges Deutschland herstellen wollen. Sein Eifer gegen die Union beruhe darauf, daß er gefürchtet habe, Preußen werde durch Versteifung auf einen Sonderbund, eben die „Union“, die Einigung Deutschlands verhindern. Demgegenüber sprach dann Prof. Busch aus, daß Programm und Politik ganz den Gedanken der mittelstaatlichen Politik entsprochen habe, wie sie sonst am besten durch den bayerischen Minister von der Pfordten vertreten worden sei. Danach sollte keine der beiden Großmächte zur Vorherrschaft gelangen. Prof. Busch betonte in seiner Erwiderung das hohe Interesse der verlesenen Denkschrift vom 11. Januar

..