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werden mußte. Hier legte Dr. Schäfer seinen vor kurzem erschienenen dritten Band über die deutschen Ritter in Italien vor, der mit beinahe 500 Seiten und rund 6000 Namen unserer Landsleute in kaiserlichen und gibellinischen Diensten Toskanas während des 14. Jahrhunderts ein unerwartet deutlich Bild gibt von dem Hinabströmen edlen deutschen Blutes über die Alpen noch unmittelbar vor der „Renaissance“. Auch hessische Ritter sind vertreten, z. B. ein Heinrich Riedesel, der 1369 unter dem Augsburger Bischof Walther v. Hochschlitz in Pisa kämpfte. Von Mainz nennen sich 18 Ritter, von Frankfurt 7, von Friedberg 3, von Homberg oder Homburg 10 usw. Der Redner wies im Anschluß daran auf die Tatsache hin, daß eine große Zahl unserer Volksgenossen noch im späteren Mittelalter kurz vor der allem Germanentum abgeneigten Renaissancebewegung nicht nur in regem Verkehr mit Italien stand, sondern dort auch Brot und Unterhalt, Ämter und ehrenvolle Stellungen, Familie und dauernde Niederlassung fand. In den vorhergehenden Jahrhunderten sei das allem Anscheine nach noch stärker der Fall gewesen. Manche italienischen Bürgerfamilien aus kleineren und größeren Städten und mehr noch solche vom eingesessenen Adel rühmen sich bis heute ihrer einstigen Abkunft aus Deutschland.

Auf diese Kreise stützte sich im Mittelalter vornehmlich die deutsch-freundliche Gruppe Italiens, die man meist die Gibellinen (ghibellini) oder auch die Kaiserlichen (imperiali) nannte. Denn bereits im 12. Jahrhundert ist in Italien die Tradition nachweisbar, daß die deutschen Kaiser „wibelinghi“ seien (nach dem schon 894 als Ausgangspunkt der Italienzüge genannten Königshof Weiblingen, der Burg Konrads III). Ihre Anhänger fanden sich sehr zahlreich in Mittel- und Oberitalien. Von ihnen sind die deutschen Könige immer wieder über die Alpen gerufen und mit Geld und Rüstungen unterstützt worden. Daß im übrigen die italienischen Gibellinen (mit wenigen Ausnahmen) keine Feinde der Kirche waren, zeigt nicht nur Dantes gewaltiges Epos, es geht auch aus vielen Stiftungen und den stark besuchten Gottesdiensten auf gibellinischer

 

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