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Besonders eindrucksvoll waren die Straßenbilder, die Redner sodann in Lichtbildern vorführte und die von der Höhe des Zwehrenturms und Martinsturms aufgenommen waren und an denen namentlich die interessante Versetzung der Straßenzüge erläutert wurde. Wenig bekannt dürfte es auch sein, daß der Platz der Synagoge seinerzeit die sehr schönen Gartenanlagen der „Vauxhall“ — die Kasselaner nannten sie Faxhalle — darstellte. Am Judenbrunnen, der niemals eine Verkehrsstraße war, entstand das zweite Judenviertel. Diese Straße bildete vielleicht einen späteren Durch bruch durch alte Höfe, wie ja auch die Essiggasse erst entstand, als sich das älteste Judendorf angesiedelt hatte und eine rückwärtige Verbindung mit dem Markt verlangte. An weiteren Bildern wird sodann gezeigt, was an mittelalterlichen Resten noch in Kasseler Häusern steckt und wie sich aus der gotischen Knagge all mählich die Renaissancekonsole herausbildete. In diesen Schnitzereien des Gebälks treffen wir in Kassel fast immer das Motiv des gewundenen Taues an, das auf ganz alte Motive zurückgeht. Mit der Zeit geht die konstruktive Bedeutung des Fachwerkes immer mehr verloren, und an der alten polytechnischen Schule, dem früheren Dörnbergschen Hause, das vielleicht auch einmal von Malereien bedeckt war, dessen Fenster jedoch nicht mehr der Renaissance angehören, sondern einen Zusatz der Barockzeit bilden, wird erläutert, wie man allmählich keinen Anstoß mehr an den großen Flächen der Front fand. Mit einer lehrreichen Vor führung der sog. „Kaffeemühle“ in der Unterneustadt schloß Dr. Holtmeyer die mit dankbarem Beifall aufge nommenen verdienstvollen Ausführungen seines zweiten Vertrags.

Diese Entwickelung unserer Stadt, wie wir sie durch die Zeit des Mittelalters und der Renaissance verfolgt haben, unterscheidet sich, so fuhr der Redner am dritten Vortragsabende fort, kaum von der baugeschichtlichen Entwickelung der Bürgerstädte, die unter den gleichen Bedingungen entstanden. Der Meriansche Plan von Kassel könnte ebensogut die Stadt Frankfurt, Mainz, Köln oder Koblenz darstellen,

 

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