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sich um Beinamen. Das etymologische Verständnis der alten Familiennamen war zudem allmählich ge schwunden und deren Neubildung hatte längst aufge hört. Der allmähliche Prozeß, der in den Städten schon im 16. Jahrhundert beendet war, kam in manchen Gegenden Deutschlands erst im 19. Jahrhundert vollständig zum Abschluß. Zunächst bestand kein Un terschied zwischen den Eigennamen in der Stadt und auf dem Land. In den betreffenden Urkunden kann man die adligen von den bürgerlichen und bäuerlichen Namen nur unterscheiden, wenn bei den Adligen oder Ritterbürtigen Herr, Ritter oder Junker hinzugefügt war. Bereits um 1480 sind in den großen Städten die Eigennamen im wesentlichen bei der Form angelaugt, die sie heute noch in den Adreßbüchern haben; die Entwickelung hat also annähernd 300 Jahre ge braucht. Redner behandelte nun eine ganze Reihe althessischer Familiennamen, die schon vor 1500 als bürgerliche Familiennamen vorkommen. In dieser Namengebung ist Hessen allerdings nicht so scharf charakterisiert wie etwa das Rheinland, Sachsen, Süd- und Niederdeutschland. Die einfachste Form in der Herausbildung des Familiennamens ist die, daß der Name des Vaters auf die Kinder überging. Eminent hessisch sind die Namen Amelung, Wiegand, Heiden reich, Wittekind, Uloth (Udalwald). Von diesen Eigen namen gehen die verschiedenen Namen der Kurzformen und Koseformen aus, so in Hessen besonders die in der Art von Appel, Happel, Sippel, Dippel, Rüppel und namentlich Vaupel (für Volprecht). Eine sehr starke Gruppe bilden die Metronymika, Benennung nicht nach dem Vater, sondern nach der Mutter, die aus irgend einem Grunde bei der Bürgerschaft einen besonderen Respekt genossen hatte (z. B. Weintraut, Luckhardt; Feige aus Fige (Sophie), Zeichner aus Ziegener (von Lucie). Unter den Beinamen tauchen uralte Formen auf, die keine sprachwissenschaftliche Erklärung zu deuten vermag (Gleim, Funke, Fahlbusch; Schantz, Quantz, Schwantz), wie denn überhaupt beim vierten Teil der Adreßbuchnamen eine aufrichtige Sprachforschung nicht erklären kann, warum der Be- [Betreffende]

 

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