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wald [Reinhardswald]. Nach der Annexion Kurhessens legte er sein Amt nieder und lebte in seiner Kasseler Villa und seinem Gute in Jestädt; an jedem Geburtstag des Kurfürsten besuchte er diesen in Prag, gehörte aber nie zu denen, die gegen die neue Regierung aufhetzten. Im Juli 1882 folgten denn auch in dem langen Trauer gefolge neben den preußischen Generälen die Söhne des Kurfürsten dem Sarge des Oberstallmeisters von Eschwege. In der sich anschließenden Aussprache erinnerte Obervorsteher von Baumbach daran, daß im Gegensatz zu Eschwege der Kurfürst weder ein guter Schütze noch ein passionierter Jäger gewesen sei. Rechnungsdirektor Woringer brachte im An schluß an eine Untersuchung Prof. Dr. Eberstadts eine neue Deutung für jene Rillen, wie wir sie, z. B. in Zierenberg, Naumburg, Dagobertshausen, auch an hessischen Kirchen antreffen. Gegenüber den bisher wenig befriedigenden Deutungen erklärt eine neue Theorie diese Rillen dadurch, daß man die Steine an der Kirche dazu benutzte, um am Karsamstag Feuer zu schlagen und zu reiben, mit dem die ewige Lampe in der Kirche und auch die Kohlen des Rauchfasses angezündet wurden. Vermutlich ist ein derartiges Feuermachen, wie es schon im 8. Jahrhundert in Franken belegt ist, ein altheidnischer Rest und drehte sich um das alte Frühlingsfeuer, dem eine läuternde Kraft innewohnte; die katholische Kirche ging ja stets davon aus, altheidnische Bräuche dadurch zu wahren, daß sie ihnen einen christlichen Anstrich gab. In den meist neben dem Haupteingang angebrachten Rillen würde also nach dieser neuen Erklärung das Feuer geschlagen sein, während in den runden Vertiefungen durch Drehen eines Holzes Feuer aus diesem geweckt wurde. Auch diese Ausführungen veranlaßten eine lebhafte Aussprache. Nachdem Direktor Brunner noch das bemerkenswerte, etwa 1778 begonnene und zahlreiche Lebensdaten und Silhouetten bekannter hessischer Persönlichkeiten enthaltende Stammbuch des späteren Steuerrats Joh. Ludwig Rohde vorgezeigt hatte, gab er einen Lebensabriß eines Mannes, der auf den ersten hessischen Kurfürsten einen unheilvollen

 

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