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und erteilte dann dem Geheimen Regierungsrat Professor Scheibe das Wort zu einem auf archivalischen Studien beruhenden Vortrage über den Hessischen Kronschatz und das hessische Land im Schutze Englands gegen Frankreich im Jahre 1792.

Redner sprach zunächst einleitend über die geo graphische Lage des hessischen Landes, welche eine besonders starke Rüstung erfordert, und berührte dabei namentlich die Bemühungen des Landgrafen Moritz, die Bewaffnung des gesamten Volksbannes in Zeiten der Landesnot durchzuführen. Wie schon oft das Kriegsschicksal dem Hessenlande und seinen Fürsten mitgespielt, zeigt die Geschichte, Moritz und sein Sohn Wilhelm V. haben alle Bitternis durchgekostet. Landgraf Wilhelm VIII. starb ferne der Heimat und sein Sohn Landgraf Friedrich II. konnte erst drei Jahre nach seines Vaters Tode die Herrschaft in Hessen an treten. Und bekannt ist ja das Schicksal, das Wil helm IX. (Kurfürst Wilhelm I.) von 1806—1813 zu erdulden hatte; fast hätte er es schon vierzehn Jahre zuvor, im Jahre 1792, erleiden müssen.

Der unglückliche Feldzug jenes Jahres in der Champagne war zu einem allgemeinen deutschen Rück marsch geworden, als, wie der Generaladjutant, Graf von Bohlen, in seinem Tagebuche berichtet, die ersten beunruhigenden Nachrichten aus Deutschlend eintrafen und das Heer in der Nähe von Verdun erreichten. Am 8. Oktober langte Leutnant von Buttlar vom Regiment Hanstein als Kurier von Rheinfels her an und brachte die unangenehme Nachricht, daß General Custine sich von Worms auf Mainz gewendet und man für die Grafschaften Hanau und Niederkatzenellenbogen die größte Gefahr fürchte.

Der Landgraf, den diese Nachricht in Verdun auf der Straße ereilt, ritt sofort dem Herzoge von Braunschweig entgegen, und traf ihn zwischen Belleville und Grand Bras, und noch am selben Mittage reiste der Landgraf über Longwy, Luxemburg, Attert, Lüttich und Köln in die Heimat, um in Hessen selbst die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. In Attert erreichte

 

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