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Kobolds die Anstalt, sie hatten sich das Erlernen der Kunst leichter vorgestellt. Kobold bat bei seiner ge ringen Besoldung und weil er die Vorlagen selber neu anfertigen mußte, von jedem neuen Schüler bei der Aufnahme einen Dukaten erheben zu dürfen; es wurden ihm aber nur 2 Gulden zugebilligt. Er hatte die Zeichnungen und Listen der Schüler vorzulegen; auch Malerei lernten sie bei ihm. Sie waren im Alter von 7 bis zu 27 Jahren. Von ihm aus wurden sie Bildhauer oder Maler. (Für das moderne Wort „Akt“ hatte man damals den guten deutschen Ausdruck „Stellung“.) Am 2. Dezember 1778 wurde ein junger Kupferstecher, Gotthilf Wilhelm Weise, geboren 1751, der Akademie als Mitglied zugeführt; dieser hat auch Kobolds Arbeiten gestochen. An den Ausstellungen, deren erste am 5. März 1778 stattfand, hat sich auch Kobold mit eigenen Arbeiten beteiligt, doch weiß man nicht, mit welchen.

Du Ry hielt bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung von 1780 eine Ansprache an die Schüler, wofür ihm seit 1778 die deutsche statt der französi schen Sprache erlaubt war. — Bei der zweiten großen Ausstellung am 5. März 1779 erregten die Arbeiten Johann Heinrich Tischbein des Älteren großes Auf sehen, namentlich die noch in unserer Galerie vor handene Allegorie, welche der Maler, wie folgt, zu den Akten erklärte: „Die Zeit eröffnet durch Aufziehen eines Vorhanges die glänzende Sonne der Maler- und Bildhauer-Akademie. Zur Rechten steht Minerva und zeigt der Malerei und Bildhauerkunst das an einer Pyramide befindliche Bildnis des durchlauchtigsten Stifters. Die beiden Künste umarmen sich schwester lich und sind von ihren aufmerkenden Schülern be gleitet. Zur Linken vertreibt der Genius Hessens die Unwissenheit und den gotischen Geschmack, und die Geschichte schreibt folgende Inschrift auf das Postament der Pyramide:

Fridericus II.

Academiae Pict : et Sculpt :

Fundator

immortalis gloriae

MDCCLXXVIII.

 

 

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