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Demgegenüber entspricht der Ausdruck des Ave nariusschen Bildes ganz den begeisterten Schilderungen der Beschauer und den Anforderungen, die man an eine Charitas stellen muß. Auch zeigt das Bild alle Eigenschaften der echten Kunst Lionardos. Marx verbreitet sich hier sehr ausführlich über Lionardo und die Darstellung der Charitas in der Zeit der Renaissance.

Das Avenariussche Bild ist offenbar verstümmelt, es ist nur ein Ausschnitt aus einem größeren Gemälde. Das beweist:

1. Die Vorderseite, denn

a) der häßliche Schnitt durch den Körper und namentlich durch den Arm der Frau kann unmöglich vom Künstler beabsichtigt gewesen sein.

b) Die Landschaft, die ebenso wie auf dem Neu wieder Bilde vorhanden war, ist durch che mische Mittel entfernt worden, Spuren davon sind noch im Rücken des Kindes zu erkennen.

2. Die Rückseite,

denn die Anordnung der Bretter und der sie verbindenden Leisten wäre unverständlich bei einem vollständigen Gemälde, erklärt sich aber sehr gut, wenn man das Bild zur Größe der verschwundenen Kasseler Charitas er gänzt.

Die Tafel, auf die das Bild gemalt ist, besteht aus Eichenholz, das zwar nicht häufig, aber doch in einer ganzen Anzahl von Fällen von oberitalienischen Malern benutzt worden ist.

Nach M.`s Ansicht ist das Bild mit den drei andern in derselben Kiste befindlichen schon in Kassel beiseite geschafft worden, vielleicht von einem hessischen Beamten, der es für den Kurfürsten retten wollte. Später sei es dann, wahrscheinlich um es leichter den Nachforschungen der Franzosen zu entziehen, zersägt worden, schließlich aber aus irgend einem Grunde doch nicht dem Kurfürsten zurückgegeben worden (die Art, wie Wilhelm I. sein Eigentum zurückforderte und wie er die Bewahrer desselben behandelte, würde ja einen

 

 

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