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derartigen Sinneswechsel allerdings zur Genüge erklären) und durch irgend einen Zufall in den Besitz Avenarius` gelangt.

Eine auffallende Stütze findet Marx' Annahme in einer Kopie des Avenariusschen Bildes, die um das Jahr 1820 Frau v. d. Malsburg, die Gattin des west fälischen Ehrenstallmeisters Otto v. d. Malsburg, der eben wegen dieser ehemaligen Stellung beim Kurfürsten in Ungnade war, angefertigt, mit einem kostbaren Rahmen versehen und später Hummel geschenkt hat. Sie befindet sich jetzt im Besitze der Enkelin Hum mels, Frl. Hauptmann in Leipzig. Diese Kopie be weist jedenfalls, daß das Bild damals in Kassel einem kleinen, dem Kurfürsten feindlichen Kreise bekannt und von ihm sehr hoch geschätzt war.

Auffallend ist jedenfalls doch, daß in der 1879 er schienenen Schrift von S(igismund) R(uhl) „die Gründung der Hessen-Casselschen Gemäldegalerie und ihre nachmaligen Schicksale“, allerdings in der verworrenen Weise, die diese ganze von ihrem Verfasser im hohen Greisenalter niedergeschriebene Abhandlung kennzeich net, der Name Avenarius mit der Charitas des Lioriardo in Verbindung gebracht wird.

Das Neuwieder Bild ist nach Marx das Werk eines niederländischen Künstlers, der es aus dem oberen Teil der Casseler Charitas und der unteren Hälfte einer Handzeichnung Lionardos, Leda mit dem Schwan und den Zeuskindern darstellend, kompiliert hätte.

Hiermit berühren wir allerdings den schwächsten Punkt in M.`s Beweisführung, denn für eine derartige Kompilation werden sich kaum andere Beispiele finden, und es ist schwer zu glauben, daß das Avenarius`sche Bild, das in dem erhaltenen Teil fast Zug um Zug mit dem Neuwieder übereinstimmt, in den verlorenen Teilen völlig von ihm abgewichen sei.

An diesem Punkte setzen dann auch die Gegner ein, so vor allem der Direktor der Kasseler Gemäldegalerie, Dr. Gronau, der M.`s ganze Beweisführung rundweg ablehnt. Nach ihm ist die Neuwieder Leda nach wie vor die ehemalige Kasseler Charitas, das

 

 

 

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