vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite
 
 

..

- 86 -

1617 werden die Kirche und sonstige Baulichkeiten als baufällig bezeichnet und bis auf das Chor und die Krypta abgebrochen. Was noch an untergeordneten Bauten vorhanden war, hatte in der Folgezeit, besonders im 30jährigen Kriege, stark zu leiden. Eine Besatzung findet sich 1622 in Burghasungen, 1636 plünderten Bayern und cölnische Truppen, 1639 und 1647 Kroaten die ehemaligen Klostergebäude. Am empfind lichsten scheint das ehemalige Kloster getroffen zu sein, als 1663 sein Baumaterial nach Amaliental, dem jetzigen Wilhelmstal, abgefahren wurde. Von großem Interesse sind die Zeichnungen, die im Jahre 1631 Landgraf Moritz für den Ausbau der Anlage als umfangreiches, aber einfaches Schloß anfertigte und die sich in der wertvollen Skizzensammlung in der Landesbibliothek befinden.

Nach dem geschichtlichen Überblick ging Redner auf die kunstgeschichtliche Stellung des Klosters ein. Er wies auf die Eigenarten der Benediktiner-Architektur hin, die Lage der Kirche auf dem Berge, die mutmaßliche Form von Grundriß und Aufriß, insbe sondere die Eigentümlichkeiten der Turmanlage, der Absiden und der Krypta. Auch die Entwickelung, die der Reformorden von Cluny nahm, dessen Vorort in Deutschland Hirsau war, wurde gestreift, ebenso die Stellung Papst Gregors, des ehemaligen Clüniacensers, zum Orden und zum Kaiser. Nachdem der Vortragende dann die Eigentümlichkeiten der Hirsauer Bauschule im einzelnen erläutert hatte, gab er einen Ausblick auf die weitere Entwickelung, die zur Kunst der Cistercienser (Haina, Arnsburg usw.) führte.

Unter Hinweis auf die vorhandenen Trümmer brachte Redner noch Einzelheiten über den Bau als solchen. Die Patrone waren Maria, Peter und Paul. Außer dem Hauptaltar und dem Haimeradaltar lassen sich 8 Altäre nachweisen, eine Zahl, die auf die Bedeutung der Kirche einen Schluß zuläßt. Von Nebenbauten geistlicher Art ist die Allerheiligen-Kapelle bezeugt. Eine Glocke von 1474 zeigte in der Inschrift die Namen „Maria, Johannes, Heimeradus, Susanna, Sigfridus“. Die Erbauungszeit des Turmes , des letzten

 

..

 
 
vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite