- 93 -

Bäckermeisters Johann Eberhard Neumann, im Jahre 1712 der Waisenhauskommission überwiesen worden. — Dem Danke der Versammelten für das Dargebotene und während des Vereinsjahres Geleistete gab Geheimrat Tuczek am Schlusse in herzlichen Worten Ausdruck.

2. Am 16. Dezember versammelten sich die Mit glieder des Zweigvereins in den Stadtsälen unter dem Vorsitze des Generalleutnants Bess, Exz., der der Veränderungen im Mitgliederbestande gedachte und die nach Magistratsbeschluß erfolgte Überführung der abgelösten Wandmalereien des Rathaussaales in die Vereinssammlung auf dem Schlosse dankend erwähnte. Sodann berichtete Archivdirektor Dr. Küch kurz über die von dem Verein im August und September 1916 mit Mitteln des Kasseler Hauptvereins unter Leitung von Professor Dr. Wolff aus Frankfurt a. M. unter nommenen Bodenforschungen. Der Berichterstatter schloß daran einen Vortrag über „Staatliche und städtische Lebensmittelpolitik im Mittelalter“, wobei er besonders auf die hessischen und Marburger Verhältnisse Rücksicht nahm, die vielfach zu Vergleichen mit der Gegenwart Anlaß gaben. Die Landesherren, deren Hauptmittel gegen drohende Teuerungen die Ausfuhrverbote waren, gelangten erst spät dazu, die Lebensmittelfürsorge auf gesetzgeberischem Wege zu regeln. Philipp der Großmütige war der erste hessische Fürst; der in gleichem Schritt mit seinen kirchen-reformatorischen Bestrebungen die Lösung der Frage durch besondere Gesetze unternahm. Die Städte aber hatten es seit ihrer Entstehung als eine ihrer wichtigsten Aufgaben erkannt, stets für einen genügenden Vorrat an Lebensmitteln zu sorgen und diese allen Bürgern ohne Ausnahme für einen angemessenen Preis zugänglich zu machen. Nachdem der Vortragende auf die Verschiedenheit in der Ernährungsweise zwischen Einst und Jetzt hingewiesen und auch das Problem der Geldvergleichung an einigen Beispielen erörtert hatte, besprach er im einzelnen die Mittel, deren sich die mittelalterliche Stadt bediente, um ihre Aufgabe zu erfüllen, erläuterte die Bedeutung der Zünfte,