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werden. Als die Bekanntmachung von der Beschlag nahme der Glocken in den Zeitungen erschien, da merkte man so recht, wie sehr die Glocke mit unserem ganzen Seelenleben verwachsen ist und wie sehr unser Schiller in seinem Lied von der Glocke eigentlich dem ganzen Volke aus der Seele gesprochen hat. Es war, als ob die, deren metallener Mund nur ewigen und ernsten Dingen geweiht sein soll, von dem Schicksal, das andere Dinge betroffen hatte, verschont bleiben sollten; nun aber die Not, die kein Gebot kennt, auch nach ihnen die unerbittliche Hand ausstreckt, da ist es uns, als müßten wir von guten alten Freunden Abschied nehmen, die so lange mit uns durchs Leben gewandert, deren vertraute Stimmen uns täglich und stündlich an die rasche Flucht der Stunden und damit an die Vergänglichkeit alles Irdischen gemahnt, uns so oft zu freudevollen Festen geladen, uns so oft frohe Siegesbotschaft verkündet, so oft aber auch zu schmerzlichem Abschied gerufen haben. So habe ich geglaubt, diesen unseren lieben Freunden einige Worte, gewissermaßen einen Scheidegruß beim Abschied zurufen zu sollen. Wenn ich einiges über die Glocken in den Kirchen des Stadt- und Landkreises Hanau mitteilen kann, so verdanke ich dies einer im Besitz unseres Vereins befindlichen Schrift von Heinrich Wenzel, die den Titel führt: Verzeichnis der Inschriften der Glocken in den Kirchen des Kreises Hanau, angefertigt von Heinrich Wenzel 1912, eine Schrift, die um so verdienstlicher wird, wenn die Glocken wirklich von dem ihnen angedrohten Schicksal betroffen werden sollten. Weit über das Land wogt der Schall der Glocken, und man hört sie oft, ohne daß man weiß, wo sie hängen. Des halb dürfe er, so meinte der Vortragende, wohl mit dem Ton der Glocken, ihrer Stimme, beginnen. Leider enthalte das Verzeichnis darüber nur sehr spärliche Angaben. Nur über eine Glocke in Bergen, eine in Langenselbold, über zwei in Rückingen, die in Kessel stadt, sind Mitteilungen vorhanden. Aus dem weiteren Verlaufe des Vertrags war zu entnehmen, daß in der ältesten Zeit fast alle Glocken einen Namen hatten. Was ferner Bilder und Verzierungen anlangt, so fehlen diese auf fast keiner Glocke; von vielen dürfen wir

 

 

 

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