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IV. 6. S. 5.

vor jetzt bald 420 Jahren ein anderer gelehrter Hesse, Conrad Mut (Mutiamis Rufus) aus Homberg, in Stölzels Geburtsstadt Gotha, im Canonicat an der Marienkirche, gründete. Jahrzehntelang öffnete Mutian dieses sein Haus insbesondere zahlreichen Hessen, die auf dem Wege nach oder von der Universität Erfurt (gegründet 1392) bei ihm vorsprachen.

Über der Haustür prangten in goldnen Buchstaben die Worte:

Beata tranquillitas

(Glückselige Ruhe),

über der inneren Tür aber lud das

Bonis cuncta pateant!

(Dem würdigen Gast öffne sich jegliche Tür!)

zum Eintritt ein.

Im Hause an der Derfflinger-Straße las man beides, ohne der goldenen Buchstaben zu bedürfen, im Auge und Herzen des gütigen Hausherrn.

Adolf Stölzel wurde am 28. Juni 1831 in Gotha* als der ältere der beiden Söhne des Amtsadvokaten und Stadtsekretärs Ernst Stölzel 1) und dessen Ehefrau Ulrike geb. Schmidt 2), Tochter II. Ehe des Rates Adolf Schmidt 3) und der Frau Christiane, geb. Heidecker, geboren. Das „Τίς πόδεν ει̉̃ ά̉νδρρω̃ν“ „Wer und woher bist Du unter den Männern?" des homerischen Heroenzeitalters, welche Frage sich bis zu den τοχη̃ες (Voreltern) steigerte, hat in unseren minder heldenhaften Tagen einem Vorstellungswesen Platz gemacht, das man nach seiner oberflächlichen Art eher als Verstellungswesen kennzeichnen könnte.

Es gibt aber noch stille Helden, und zu ihnen zählt der Familiensinn. Ihn zu wecken dürfte eine Hauptaufgabe wahrer Weltverbesserung sein. Seiner gedenkt Stölzel in einer seiner Schriften mit folgenden mahnenden Worten:

III. 5. S. 11.

„Meist reicht unsere Personalkenntnis (im Familienstammbaum) — und das hat uns kürzlich sogar den beschämenden Tadel eines Chinesen, Tscheng-Ki- [Tscheng-Ki-Tong]

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1) Geb. 29. 8.1795 in Gotha, gest.  2.11.1837 das.

2)    „   10.11.1798  „ Kassel,   „   13. 3. 1881   „ .

3) Adolf Schmidt, Rat in der Regierungskanzlei zu Kassel.

 

 

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