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NACHRUFE

FRIEDRICH ISRAEL

Am 30. März 1956 ist der Erste Bibliotheksrat i.R. Dr. Friedrich Israel nach langem Leiden in Marburg gestorben. Er wurde am 3. Januar 1884 in Kassel geboren, trat nach dem Studium der Geschichte und der klassischen Philologie in den preußischen Archivdienst ein. Als Staatsarchivar in Magdeburg bearbeitete er das Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg.

Am 1. Juli 1922 wurde er als besonderer Kenner mittelalterlicher Handschriften an die Landesbibliothek Kassel berufen und mit der Bearbeitung der Handschriftenschätze der Bibliothek betraut. Seine wertvollen Vorarbeiten zu einem Katalog der Kasseler Handschriften haben den Krieg überdauert. Von 1922 bis 1948 hat er als Oberbibliothekar, später als Erster Bibliotheksrat und Stellvertreter des Direktors der Landesbibliothek angehört. Nach der Zerstörung der Bibliothek wurde er 1942 zur Verwaltung der damals im Staatsarchiv Marburg untergebrachten Handschriften und Musikalien der Bibliothek nach Marburg versetzt.

Friedrich Israel war ein feinsinniger, stiller Gelehrter mit ausgesprochen kritischer Ver anlagung, der seine umfassenden Kenntnisse auch nach seiner Pensionierung für jede Anfrage bereitwillig zur Verfügung stellte. Seine besondere Liebe galt der Musik. An der Arbeit des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde hat er sich durch Vorträge und durch einen Aufsatz in Band 56 unserer Zeitschrift beteiligt, insbesondere aber dadurch, daß er von 1924 bis 1940 maßgebend an der Zusammenstellung der „Bücher- und Zeit schriften-Rundschau“ mitgewirkt hat.

Wolf v. Both

KARL MERKEL

Am 18. Oktober 1955 verstarb in einer Marburger Universitätsklinik unser Ehrenmitglied Medizinalrat i.R. Dr. med. Karl Merkel aus Ziegenhain. Der Verstorbene entstammt einer alten Schmalkaldener Eisenbergwerkbesitzerfamilie, die dort bis 1370 nachzuweisen ist. Von Schmalkalden wurde der Urgroßvater Salomon Friedrich Merkel (*20.2.1760, †Kas sel 21.5.1823) als Staatsprokurator nach Kassel berufen. Dessen Sohn war der Treysaer Forstmeister Wilhelm Heinrich Philipp Friedrich Merkel (*Kassel 8.8.1797, †Treysa 13.6.1882). Dessen Sohn wieder war der Geheime Medizinalrat und Kreisphysikus in Ziegenhain Karl Christoph August Salomon Merkel (*Marburg 30.9.1838, †Ziegenhain 8.9.1905). Dort in Ziegenhain, in demselben Haus, in dem angeblich der Festungskomman dant vom Hohentwiel, Konrad Wiederholt, geboren wurde, erblickte am 4.6.1873 Karl Merkel das Licht der Welt.

Seine gymnasiale Ausbildung empfing er auf den höheren Schulen in Hersfeld, Laubach und Höxter; in Höxter legte er das Abiturientenexamen ab. Auf Wunsch seines Vaters entschied er sich auch für das Studium der Medizin und war bestrebt, sich ein umfangreiches Wissen auf allen medizinischen Gebieten bei den bedeutendsten Professoren anzueignen. In Marburg gehörte er dem Corps Hasso-Nassovia an. Noch bis in sein hohes Alter stand er mit den Vertretern der medizinischen Fakultät in Marburg in lebhaftem Austausch. Seine ausgezeichneten medizinischen Kenntnisse befähigten ihn zur Ablegung des Kreisarzt examens. Als Kreisarzt wirkte er besonders in Witzenhausen und Hersfeld.

In Hersfeld und zuletzt in Ziegenhain, wo er nach seiner Pensionierung noch eine Privatpraxis betrieb, war Dr. Merkel ein Freund und Förderer des Hessischen Geschichtsvereins. In dem Jahresbericht vom 10. 7. 1940, den Dr. Merkel als Schriftführer und Kassierer abzufassen hatte, schreibt er: „Die Ortsgruppe Ziegenhain ... war nach dem [l.] Weltkrieg eingeschlafen. Im Jahre 1939 waren noch drei Mitglieder vorhanden: Der Kreis, die Stadt

 

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