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Geschichtsvereine das staatlich-regionale Prinzip nach den neuen innerdeutschen Grenzen durchzusetzen begonnen hatte. So sahen sich die vier Kasseler Vereinsgründer genötigt, ihren Verein, den sie bewußt zur landschaftlichen Ergänzung der vom Freiherrn vom Stein 1819 gegründeten gesamtdeutschen "Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde" ins Leben riefen, im wesentlichen auf die kurhessischen Lande zu beschränken. Dabei ist hervorzuheben, daß sie bemüht waren, ihren Verein über die Parteien und Konfessionen zu stellen und von der kurfürstlichen Regierung unabhängig zu halten. Zu den ersten 87 Mitgliedern gehörten so verschiedenartige Persönlichkeiten wie die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, damals Professoren zu Göttingen, der kurhessische Staatsminister Ludwig von Hassenpflug, der Bischof von Fulda Johann Leonard Pfaff, der Oberbürgermeister von Kassel Karl Schomburg, der Theologe, Schulmann und Politiker August Vilmar, dazu auch die Gründer des zwei Jahre zuvor gegründeten Historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen der Hofrat und Hofhistoriograph Johann Wilhelm Christian Steiner und der Geheime Staatsrat Karl Christian Eigenbrodt, sowie die Historiker Johann Böhmer zu Frankfurt, der Begründer der Regesta Imperii, und der erste Leiter der Monumenta Germaniae Historica Georg Heinrich Pertz, damals Archivar in Hannover. In ihrer politischen Grundhaltung waren die Kasseler Vereinsgründer liberal, gesamthessisch und gesamtdeutsch gestimmt. Einer von ihnen, der Bibliothekar Karl Bernhardi, war ein angesehener Politiker: Er wurde Abgeordneter des Paulskirchen-Parlamentes, später des Berliner Abgeordnetenhauses und dann des Reichstages des Norddeutschen Bundes als Vertreter der Nationalliberalen Partei. Landau bekam den Unwillen der kurfürstlichen Regierung zu spüren. Finanziell unterstützt wurde der junge Verein nicht von der kurfürstlichen Regierung, sondern von den Ständen.
Der Kasseler Geschichtsverein blieb der gesamthessischen Denkweise treu und vermochte, wenigstens für eine gewisse Zeit, auch die anderen, damals schon bestehenden hessischen Vereine einander anzunähern. Seit 1845 gab der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde für seine Mitglieder die "Periodischen Blätter"heraus, denen sich als gemeinsamem Mitteilungsorgan 1846 der Historische Verein für das Großherzogtum Hessen und in der Folgezeit auch die Vereine in Frankfurt, Mainz und Wiesbaden für längere oder kürzere Zeit anschlossen.
Dieser erste Versuch eines Zusammengehens der hessischen Geschichtsvereine dürfte Georg Landau angeregt haben, sich tatkräftig auch um den Zusammenschluß aller deutschen Geschichtsvereine zu bemühen. Seit den Germanistenversammlungen in Frankfurt 1846 und Lübeck 1847 reiften die Pläne heran, die 1852 in Dresden und Mainz zur Gründung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine führten. Es war der Ausdruck des besonderen Vertrauens und seines hohen fachlichen Ansehens, daß die Lübecker Versammlung Georg Landau neben dem Kieler Historiker Georg Waitz und dem Nürnberger Reichsfreiherrn Hans von und zu Aufseß, dem Gründer des Germanischen Nationalmuseums, beauftragte, die Verhandlungen zwischen den regionalen Geschichtsvereinen aufzunehmen. In Mainz diente Landaus Satzungsentwurf als Grundlage der dort beschlossenen Verfassung des Gesamtvereins.
Mehr noch: Auch in Inhalt und Methode gingen wesentliche Impulse von Kassel auf den Gesamtverein über; sie fanden ihren Niederschlag sowohl in den Beiträgen zur "Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde", deren erster stattlicher Band schon 1837 erschien, als auch besonders in den fruchtbaren Diskussionen auf den jährlichen Mitgliederversammlungen des Gesamtvereins und in seinem schon 1852 begründeten "Correspondenzblatt"; wie die "ZHG"

 

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