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Diese von ihrer Herkunft her staatlichen Bestände werden ergänzt durch die unter Wahrung des Eigentums hinterlegten Archive von Städten und Gemeinden, Pfarreien, Stiftungen, dem Archiv der Universität Marburg und Archiven adliger und bürgerlicher Familien. Die im Staatsarchiv Marburg aufbewahrten Bestände setzen mit einer Urkunde des Klosters Fulda im Jahre 760 ein und reichen mit den jüngsten behördlichen Ablieferungen bis zur Gebietsreform in der Mitte der siebziger Jahre. Dieses Schriftgut aus rund 1200 Jahren hessischer Geschichte nimmt etwa 36.000- Regalmeter Lagerfläche in den Magazinen des Archivs ein (bei einem verfügbaren Raum von 42.000 m).

Grundlage der Ordnung der Bestände im Archiv ist seit etwa 1875 das Provenienzprinzip, d.h. die Trennung der einzelnen Archivaliengruppen nach ihrer territorialen und behördlichen Herkunft. Für die ältere Überlieferung der einzelnen Territorien waren vorher überwiegend Pertinenzbestände (Einteilung nach Sachgruppen) gebildet worden, z.B. die für die örtliche Forschung so bedeutsamen Bestände 17 d Familienrepositur oder 17 e Ortsrepositur. Die Bestände des Staatsarchivs sind in die Hauptabteilungen Urkunden, Akten, Amtsbücher, Karten und Sammlungen eingeteilt.

1. Urkunden:

Ihre Gesamtzahl beträgt etwa 122.000, darunter 643 mittelalterliche Kaiser- und Königsurkunden, darunter die älteste Königsurkunde auf deutschem Boden für Kloster Fulda aus dem Jahre 760, und 509 Papsturkunden. Neben der landgräflich hessischen Überlieferung sind die Urkundenfonds der ausgestorbenen Dynastenfamilien (z.B. Katzenelnbogen, Ziegenhain) und der Klöster und Stifter, darunter die Reichsabteien Fulda und Hersfeld, besonders wichtig.

2. Akten:

Sie sind gegliedert nach Territorien und Behördenprovenienzen, die durch Zifferngruppen zusammengefaßt sind: z.B. Bestände 1-70 Hessen, 80 ff. Hanau, 90 ff. Fulda, 115 ff. Waldeck. Für die landes- und ortsgeschichtliche Forschung im Bereich der alten Landgrafschaft sind besonders die Bestände 3 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp, 17 Regierung Kassel (mit 17 d Familienrepositur, 17 e Ortsrepositur), 40 a-d Hess. Kammerarchiv, 180 Landratsämter von Bedeutung.

3. Amtsbücher:

Die Abteilung umfaßt weit über 300.000 Bände, die getrennt aufgestellt sind nach Kopialbüchern, Protokollen, Rechnungen, Salbüchern, Katastern, Grundbüchern, Lehenbüchern, Kirchenbüchern, Standesamtsnebenregistern. Besonders hervorzuheben sind für die ortsgeschichtliche Forschung die Kataster und Salbücher.

4. Karten:

Die Gesamtzahl beträgt etwa 200.000 Stück; die ältesten stammen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Hinzuweisen ist auf die reiche Überlieferung an Flur- und Gemarkungskarten seit dem Ende des 17. Jahrhunderts.

5. Sammlungen:

Hierin befinden sich u.a. Handschriften verschiedener Herkunft, von alten Einbänden losgelöste Handschriftenreste, Sammlungen von abgefallenen Siegeln, Siegelstempeln und -abgüssen sowie Material Sammlungen von Wissenschaftlern wie z.B. die vielbenutzten Archivaliensammlungen des hessischen Archivars Georg Landau oder die genealogischen Sammlungen des ehemaligen Marburger Archivdirektors Carl Knetsch.

Das Hessische Staatsarchiv Marburg ist seit 1938 in einem eigens für das Archiv errichtetem Zweckbau untergebracht. Es verfügt neben den Magazinen, den Räumen für die Verwaltung und die Werkstätten (Foto-, Restaurierunqs- und Buchbinderwerkstatt) über zwei Benutzersäle. Im sogen. Technischen Benutzersaal stehen je ein Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät zur Verfügung und die Verwendung von Schreibmaschinen und Diktiergeräten ist möglich. Die Anschaffung eines Reader

 

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