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regierte, erwies sich bei aller Respektlosigkeit gegenüber den Traditionen des bis dahin geistlichen Territoriums zumindest als ein Bücherfreund. Er erhöhte den Etat der Bibliothek und ließ ab 1803 aus dem Kloster Weingarten, das ihm im Zuge der Säkularisation ebenfalls zugefallen war, die wertvollsten Bestände in seine Residenz Fulda transportieren. Wenn auch diese Überführung durch die Flucht des Hofes vor Napoleon nicht zu Ende geführt wurde und in den folgenden Wirren der französischen Besatzung wieder einige kostbare Stücke verloren gingen (z.B. die 17 Weingartener Codices der heutigen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt), so erhielt die Fuldaer Bibliothek auf diese Weise immerhin ca. 450 Inkunabeln und Druckwerke des 16. bis 18. Jahrhunderts, vor allem aber die ca. 200 Weingartener Handschriften bester Qualität, die den Grundstock der heutigen Handschriftensammlung bilden.

Als das Hochstift Fulda nach dem Wiener Kongreß endlich mit seinen überwiegenden Teilen an Kurhessen fiel, brachte es eine Bibliothek mit, deren gedruckte Bestände zumindest in relativer Vollständigkeit über die Landeskunde, Geschichte, Kirchengeschichte und Kultur des eigenen Territoriums Rechenschaft geben konnte. Ihre Handschriftensammlung aus dem Weingartener Erbe und den Resten früherer Bibliotheken am Ort war wertvoll, aber sie konnte den weitgehenden Verlust der Handschriften der benediktinischen Klosterbibliothek nicht ersetzen.

Mit der Zugehörigkeit zu Kurhessen beginnt nach der turbulenten ersten Phase der Bibliothek eine Zeit ruhigen Verwaltens. Der Bestand vermehrte sich nur geringfügig, denn die Bibliothek in Kassel hatte natürlich den Vorrang in der Dotierung. Wichtig ist für diese Zeit lediglich, daß der Landesbibliothek in Fulda 1829 das Pflichtexemplarrecht für die Kreise Fulda und Hünfeld durch das kurfürstliche Staatsministerium ausdrücklich bestätigt wird. Es wurde, soweit nachprüfbar, von der Bibliothek sorgfältig wahrgenommen, so daß auch das Kleinschrifttum der Region seit dem 19. Jahrhundert nahezu vollständig präsent ist.

Die mangelhafte Ausstattung der Bibliothek und die relative Ruhe in ihr hielten auch an, als nach der Annexion Kurhessens durch Preußen die Bibliothek 1867 mit der Landesbibliothek in Kassel Teil des Bezirksverbandes des Regierungsbezirkes Kassel wurde. Der allgemeine Aufschwung der preußischen Bibliotheken im letzten Viertel des Jahrhunderts war in Fulda vorerst noch nicht zu bemerken. Aber auch jetzt wurde der Bibliothek in einer Phase des Stillstandes wiederum eine wichtige Erwerbung zuteil. Der in Fulda geborene Gerichtsobersekretär Adam Joseph Schwank, der durch seine politischen Aktivitäten im Jahr 1848 berufliche Nachteile erfahren und sich seitdem dem Sammeln von Büchern und Handschriften gewidmet hatte, vermachte seine Privatbibliothek der Landesbibliothek Fulda. Die 224 Handschriften und 7366 Druckwerke umfassen alle Fächer, aber es ist nicht zu verkennen, daß die "Res Hassiae" und die "Res Fuldenses" den Schwerpunkt seiner Sammlung bilden.

Nach der Jahrhundertwende ist, verbunden mit dem Wirken Karl Scherers, ein Aufschwung durchaus zu erkennen. Der Anstieg des Etats führte zu regelmäßigen Erwerbungen und zur Einrichtung einer für ein breiteres Publikum gedachten Freihandbibliothek. Die Bestände wurden zum großen Teil neu katalogisiert und konnten 1931 in einem neuen Bibliotheksgebäude untergebracht werden.

Dennoch hat sich bis zur Gegenwart nichts daran geändert, daß die Fuldaer Bibliothek, die keine Kriegsverluste hatte, aus welchen Gründen auch immer, personell und finanziell schlecht ausgestattet blieb, auch als sie 1953 vom Regierungsbezirksverband in die Verwaltung des Hessischen Kultusministeriums geriet. Das relativ langsame Anwachsen von ca. 80.000 Bänden um die Jahrhundertwende auf jetzt ca. 220.000 Bände zeigt dies unter anderem. Dieser nicht zu leugnende Mangel wirkt sich jedoch vorwiegend nur auf einen der beiden Aufgabenbereiche aus, nämlich der Versorgung der Region Osthessen mit grundlegender wissenschaftlicher Literatur aller Fächer. Der anderen Aufgabe, die Literatur, die in und über diese Region erscheint, zu sammeln, zu verzeichnen und zugänglich zu machen, kommt die Bibliothek uneingeschränkt nach. Dazu gehört, daß nicht nur das seit der Gebiets- [Gebietsreform]

 

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