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Wolfgang Hermsdorff

Der Buß- und Bettag in Hessen-Kassel

Es ist eigentlich gar nicht selbstverständlich, daß der Buß- und Bettag im November liegt. Die Schweiz beispielsweise begeht ihn am dritten Septembersonntag. Im alten Preußen feierte man ihn bis tief ins 19. Jahrhundert am Mittwoch nach Jubilate (dem dritten Sonntag nach Ostern), und in Süddeutschland vielfach am Sonntag Invocavit (dem 6. Sonntag vor Ostern). - Gerade das alte Hessen (und dann auch Kurhessen) aber beging seinen allgemeinen Landesbußtag stets im November...

Hessen feierte seinen Landesbußtag von 1631 bis 1633 am 14. September. Aber 1634 legte man ihn dann für lange Zeit auf den 19. November fest. Das ist jetzt 350 Jahre her. Diese Umdatierung hatte ihren guten Grund. Der 19. November ist der Jahrestag der heiligen Elisabeth; und diese war ja nicht nur eine katholische Heilige, sondern auch die Stammutter des hessischen Fürstenhauses, nämlich die Großmutter des ersten hessischen Landgrafen Heinrich I., des Kinds von Brabant.

Genau 180 Jahre lang dauerte es, bis in Hessen-Kassel der "Fast-, Buß- und Bettag" wie es bis dahin hieß, wieder verlegt wurde. Inzwischen war das Land 1803 Kurfürstentum geworden. Drei Jahre später waren die napoleonischen Truppen in Kassel eingerückt: genau am 1. November 1806. Sieben Jahre sollte es dauern, bis Kurhessen von den Franzosen befreit war und Kurfürst Wilhelm I. am 21. November 1813 wieder in seine Residenzstadt einziehen konnte.

Der gläubige Fürst sah den 1. November 1806 stets als eine Art Gottesgericht an. Er hatte schon in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts den Verfall des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation mit tiefer Sorge beobachtet und versucht, dagegen anzugehen. Den Emporkömmling Napoleon I. erkannte er nie als Kaiser an, sondern sprach von ihm stets nur als vom General Bonaparte. Nun war Kur fürst Wilhelm I. auf den Kasseler Thron zurückgekehrt. Die schmerzliche Erinne rung an jenen 1. November 1806, da er Kassel hatte verlassen müssen, bewegte ihn nun, den Bußtag in Kurhessen auf den 1. November festzusetzen. 1814 - vor etwa 170 Jahren - wurde der Bußtag zum erstenmal an diesem Datum gefeiert. Da er zugleich an die glückliche Rückkehr des Fürsten erinnern sollte, erhielt er den Namen Buß-, Bet- und Danktag.

Einige Jahrzehnte später schon war die Erinnerung an das Geschehen von einst verblaßt, und man wußte mit der Bezeichnung "Danktag" nichts mehr anzufangen. 1892 beschloß die hessische Gesamtsynode auf Antrag des Metropolitans Riebeling in Wolfsanger, die Bezeichnung "Danktag" zu streichen. Im selben Jahr legte die preußische Generalsynode den Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr als Bußtag fest. Dieser Termin setzte sich überall in Deutschland Anfang des neuen Jahrhunderts durch.

(Aus HNA 17.11.1984)

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Waldemar Zillinger

Die 152. Jahreshauptversammlung am 21. und 22. Juni 1986 in Bad Hersfeld

Nun schon zum vierten Male seit Kriegsende fand die Jahreshauptversammlung des VHG in Bad Hersfeld statt. Anlaß für den neuen Besuch der Lullusstadt war die vor 1250 Jahren erfolgte erste Erwähnung des Ortes und die damit im Zusammenhang stehenden Feiern dieses Jahres in der aufstrebenden Mittelstadt Osthessens. Nach einem Wort des Hersfelder Bürgermeisters dienen sie in besonderer Weise dazu, das Geschichtsbewußtsein der Bürger zu heben, ein Anliegen, dem sich unser Verein seit seiner Gründung von jeher gewidmet hat und weiter widmen will.

 

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