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  worte [Schlagworte] zu verwenden, die erst nach Abschluß des hessischen Subsidienvertrages von 1776 aufkamen?
3.   Warum berücksichtigt Herr Schwarz nicht, daß sich auch die Vereinigten Staaten selbst deutsche Hilfstruppen in französischem Sold, die also im Rahmen eines "menschenverkaufs vor blutgeld" kämpften, zunutze machten?
4.

Wie vereinbart es Herr Schwarz mit seiner sensationell aufgemachten Anklage gegen die Unmenschlichkeit eines hessischen Subsidienvertrages, daß im Rahmen entsprechender Verträge auch hessische Prinzen im "menschenverkauf vor blutgeld" die Gefahren und Mühsale des Krieges der Soldaten zu teilen hatten? Fünf Söhne des Landgrafen Karl standen im Spanischen Erbfolgekrieg im Felde, zwei von ihnen fielen - Karl bei Lüttich 1702 und Ludwig bei Ramillies 1706. Landgraf Friedrich II. selbst diente im Rahmen eines Subsidienvertrages als Prinz - "verkauft" von seinem Vater - 1745 in England im Kampf gegen die aufstän dischen Schotten.

5.

Warum berücksichtigt Herr Schwarz nicht, daß im Zusammenhang mit dem letzten hessischen Subsidienvertrag von 1815 auch zwei jüngere Brüder von Jacob und Wilhelm Grimm "vor blutgeld" fochten und zwar mit deren freudiger Zustimmung? Herr Schwarz hätte auch bedenken können, daß das Gebäude, in dem er sein Plakat anbrachte, in der Zeit des von ihm inkriminierten Subsidienvertrages fertiggestellt und 1779 eröffnet worden war.

6.

Wie erklärt Herr Schwarz die Tatsache, daß die Desertion der hessischen Soldaten in Amerika, die nach seiner Angabe "zu abertausenden" zum Soldatendienst "gepreßt" worden waren, so verhältnismäßig gering war (vgl. Erich Hildebrand: Das hess. Regiment Erbprinz im Amerikan. Unabhängigkeitskrieg, ,ZHG 90, 1984/85, S. 205 f.)? Die Desertion war in Amerika leicht zu bewerkstelligen, und die Amerikaner erwarteten Überläufer mit offenen Armen und Geschenken. Vermögensentzug in der Heimat konnte die Soldaten wenig schrecken, da sie kaum Vermögen besaßen, Sippenhaft war damals unbekannt und Friedrich II. war weit davon entfernt, ähnliches zu praktizieren.

7.

Wie erklärt Herr Schwarz, daß J.G. Seume, der nach seinem Schautafeltext mit" 'brutalen Werbemethoden´ " zum hessischen Soldatendienst "gepreßt" wurde, nicht ungern hessischer Soldat war und sich enttäuscht zeigte, daß der Krieg endete, bevor er sein Ziel, hessischer Offizier zu werden, erreichen konnte? Seume bezeugt dies mit aller Deutlichkeit in seiner Autobiographie ("Mein Leben", Berlin o.J., nicht vor 1802).

Hier findet sich folgende Bemerkung: "So kam denn endlich die Nachricht vom Frieden uns eben nicht erwünscht; denn junge, tatenlustige Leute sehen nicht gern ihrer Bahn ein Ziel gesteckt. Man hatte mir geschmeichelt, ich könnte Offizier werden und mir eine Laufbahn eröffnen" (S. 74). War er nun tatsächlich so ungern und unfreiwillig hessischer Soldat geworden? Als der 18jährige im Juni 1781 die Universität Leipzig freiwillig, jedoch mittellos verließ, hatte er die Absicht, Soldat zu werden, und zwar in Frankreich. Schon den Jungen hatte der Anblick militärischer Schauspiele "gekitzelt" (S. 38). Auf seinem Wege zu einem Soldatendienst in Frankreich traf er auf hessische Werber. Nun sind seine eigenen Worte dazu zur Kenntnis zu nehmen. Er schreibt: "Den dritten Abend übernachtete ich in Vach(a), und hier übernahm, trotz allem Protest, der Landgraf von Kassel, der damalige große Menschenmäkler, durch seine Werber die Besorgung meiner ferneren Nachtquartiere nach Ziegenhain, Kassel und weiter nach der neuen Welt" (S. 48). Wo steht hier etwas von den "brutalen "Werbemethoden"", die Herr Schwarz auf seinem Plakat brandmarkt? Seumes eigenen Worten ist nur zu entnehmen, daß er offenbar zunächst einige Einwände hatte, sich dann aber von den Werbern zum hessischen Soldatendienst überreden ließ. Es ist unwahrscheinlich, daß er sich sehr lange gesträubt hat: Soldat wollte er ohnehin werden, das Abenteuer, über den Ozean zu gelangen, muß den Wanderlustigen gereizt haben und Geld für die Reise nach Frankreich besaß er nicht. Von Gewaltsamkeit bei der Werbung sagt Seume selbst eben kein Wort!

 

 

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