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haben ein Studium absolviert. Die Laufbahn des Rotenburger Rektors A. F. C. Vilmar ging von der Position eines Gymnasiallehrers und Gymnasialdirektors zu der eines Universitätsprofessors und Konsistorialpräsidenten (1800-1868). Auch besaßen nicht alle Direktoren und Wissenschaftler an Archiven, Bibliotheken und Museen der Mitte des 19. Jahrhunderts eine volle Universitätsausbildung, wie z.B. der Kasseler Schustersohn Georg Landau.

Bei der Einordnung der Mitglieder, die Richter oder Rechtsanwälte waren, gab es kaum Schwierigkeiten. Allerdings gab es auch hier in den ersten Jahrzehnten des VHG heute unbekannte Dienstbezeichnungen, wie einen Stadtgerichtsdirektor, Generalauditeur, Oberappellationsgerichtsrat oder Kriminalgerichtsdirektor neben den Amtsrichtern oder Landgerichtsräten. Die Anwälte, etwa ein Drittel der Juristen im VHG, waren z.T. nur für bestimmte Gerichte zugelassen und bekamen je nach ihren Meriten den Titel Justizrat.

Bei den Ärzten erhielten auch nur verdiente Praktiker den Sanitätsrattitel. In den ersten Jahrzehnten waren sie im Verein seltener als höhere Medizinalbeamte und Kreisphysici.

Es wurde versucht, in der nächsten Spalte alle Angehörigen technischer Berufe zusammenzufassen, weil es 1834 noch kaum Techniker gab. Doch gab es unter den ersten hundert Mitgliedern schon Land- und Wasserbaumeister, Oberlandmesser und -inspektoren, Bergräte und einen Berghauptmann, einen Straßenbauingenieur und einen Baukondukteur, die sich für die hessische Geschichte offenbar deshalb interessier ten, weil sie viel herumkamen und ihre Heimat kannten. Dazu gehörten später auch Kreisingenieure, Baurevisoren, Baukommissare und Regierungsbaumeister. Der Baubeginn der Eisenbahn 1845 brachte viele neue Berufe und Mitglieder, der erste Direktor der Staatseisenbahn und der "Vorstand des Zentralbüros der statistischen Arbeiten bei den Eisenbahnen" gehörte ebenso dazu, wie der Inspektor und Vorstand des Bahnhofes Bebra, von den neuen Titeln ganz zu schweigen: Güter-Expeditions-Vorsteher oder Eisenbahn-Materialien-Verwalter. Soweit sie nicht nur in der Verwaltung arbeiteten, konnten sie in den Vereinen eine besondere lebendige Rolle spielen.

Oberförster und Forstmeister bildeten in den Vereinen eine kleine Gruppe, die je doch sicher heimatkundig waren und sich am Vereinsleben gern beteiligten. Auch Lehrer an Dorf- oder Stadtschulen waren unter den ersten Mitgliedern, die ersten gehörten den Ortsvereinen in Hanau, Schlüchtern und Fulda (1837) an. Ihre Zahl und Bedeutung nahm erst nach 1870 zu, erstaunlicherweise wurden in Frankenberg und Hersfeld auch jüdische Lehrer Vereinsmitglieder.

Die mittleren Beamten waren in der kurhessischen Verwaltung nicht immer eindeutig als solche zu erkennen, und welche Tätigkeit ein Amtsauskultant oder ein Regierungsrepositar, ein Probaturvorstand oder ein Münzverwalter ausübte, ist heute wohl kaum zu klären. Ein Oberpostkassenrendant, ein Aufseher bei der Versorgungsanstalt waren um 1900 sicher ebenso nötig wie ein Schatzzahlmeister, ein Gerichtsaktuar oder ein Steuereinnehmer. Die Rolle der Sekretäre und Inspektoren im Vereinsleben war bestimmt in den Kleinstädten größer als in der Provinzhauptstadt, schon weil sie ausgezeichnete Fachkräfte und unentbehrliche Arbeitskräfte ihrer Behörde waren. 1904 gehörten 8% der Mitglieder zu dieser Gruppe. Neben den Ober bürgermeistern von Kassel, Fulda und Marburg hatten die Bürgermei ster in Kleinstädten als Mitglieder im VHG im Vereinsleben einen großen, oft günstigen Einfluß.

Kaufleute und Fabrikanten traten nur zögernd den Ortsvereinen und erst nach 1871 in größerer Zahl dem VHG bei. Die Vielfalt von Berufen, die sich unter den Mitgliedern aus dem Bereich der staatlichen Verwaltung in Kassel nachweisen läßt, findet sich nicht bei den Mitgliedern aus dem Bereich des Handels und der Indu strie. Es waren vor allem die Buch- und Kunsthändler, die von Anfang an in Kassel

 

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