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und Reaktion der Bevölkerung gemacht werden müssen oder ob es sich um eine weitgehend homogene Gruppe handelt.

Von den Ergebnissen dieser komparativen Analyse werden Hinweise darauf erwartet, ob die frühen Pogrome vor allem das Resultat von Entscheidungen auf örtlicher oder auf Kreisebene waren und dann von Goebbels in seine Rede integriert wurden oder ob die Pogrome in Kurhessen Teil eines unmittelbar nach den Schüssen auf Ernst vom Rath gefaßten Planes waren und der Vorbereitung reichsweiter Pogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November dienten, d.h., ob sie einen Test für die "Reichtskristallnacht" darstellten.

Damit in Verbindung steht eine Untersuchung der Verantwortlichen für die Auslösung der Pogrome. Bisher wird dies - wie schon oben erwähnt - allein Goebbels zugeschrieben.

Es gibt bei der Untersuchung der bisher bekannten frühen Pogrome Hinweise auf die Beteiligung von kasernierten SS (Verfügungstruppen) aus Arolsen. Ziel ist es, diese Indizien anhand einer Untersuchung weiterer früher Pogrome zu überprüfen.
 

Über Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten sollen die Leser der MHG in späteren Heften informiert werden.

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Dietfrid Krause-Vilmar

Die Schriftenreihe "Nationalsozialismus in Nordhessen"

Im Dezember 1983 erschien als erstes Heft unserer Schriftenreihe die Studie von Klaus Mosch über das "Lager Schäferberg" bei Espenau-Mönchehof, nördlich Kassel. Die Arbeit war aus einer Staatsexamensarbeit im erziehungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudium (Lehrerbildung) an der Gesamthochschule Kassel hervorgegangen. In dem "Lager Mönchehof" - so wurde es auch genannt - waren ausländische Zwangsarbeiter, von denen die meisten bei dem Unternehmen Henschel & Sohn verpflichtet waren, untergebracht. Die "Ausländer" hatten das Barackenlager im Norden Kassels selbst errichten müssen. Klaus Mosch wollte wissen, was man heute über dieses ehemalige Lager in Erfahrung bringen konnte. Er studierte die Literatur und die Akten und befragte Anwohner dieses ehemaligen Lagers. Seine Suche nach verlorenen Spuren führte ihn zu der Frage des Umgangs mit dem Nationalsozialismus in heutiger Zeit. Im Vorwort zu diesem rasch vergriffenen Heft (die erste Auflage betrug 300 Exemplare) schrieben wir, daß die Autoren das Wissen um Menschen, Ereignisse und Orte festhalten, das anders wahrscheinlich verloren ginge. Sie wollen zur Bildung historischen Bewußtseins im Ort und in der Region beitragen. Schließlich möchten sie zur Weiterarbeit anregen, da vieles auf diesem Felde noch nicht beantwortet ist. Dies war und ist das "Programm" unserer Schriftenreihe.

   
Auch Susanne Hohlmann, die im April 1984 ihre Examensarbeit "Pfaffenwald - Sterbe- und Geburtenlager 1942-1945" (bei Hersfeld) veröffentlichte, hatte an der GhK Kunst und Gesellschaftslehre studiert. Ihre Arbeit (Auflage 500 Exemplare) war binnen weniger Monate vergriffen. Das Ausländer-Krankenlager Pfaffenwald befand sich in der Nähe des Dorfes, aus dem die Autorin stammte. Ihre bewegenden Erfahrungen im Dorf, als sie sich mit diesem Lager befaßte, hat sie eindringlich in der Arbeit (die leider nicht mehr aufgelegt werden konnte) geschildert. Am bedrückendsten war für sie, daß ihr im Ort selbst niemand begegnet ist, der uneingeschränkt und spontan ihre Fragen zu seiner eignen Sache erklärt hätte. "Es war nicht so einfach, etwas über die Geschichte von Pfaffenwald zu erfahren: Der mir teilweise unterstellte 'politisch intendierte Drang' , ihre Geschichte 'aufzuwühlen', das Dorf in 'Verruf' bringen zu können, aber auch die Unmöglichkeit, sich und andere mit der Geschichte zu konfrontieren, stand für manchen Zeitzeugen im Vordergrund, womit Gespräche fast unmöglich wurden" (S. Hohlmann, S. 167 f.). In zwei Leserbriefen wurden ihr die "Grausamkeiten

 

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