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Seminar. Zu ihnen gesellt sich im Laufe der Jahre eine Reihe von jüdischen und christlichen Hilfslehrern, die vorwiegend an der Schule beschäftigt werden. Ihre Fluktation ist so groß, daß sie nicht alle namentlich erwähnt werden können.

Moses Büdinger25), am 14. Januar 1784 in Mardorf, Kreis Kirchhain geboren, hatte sich durch Privatunterricht die nötigen Kenntnisse angeeignet, um in jüdischen Familien als Privatlehrer fungieren zu können. Nach intensiven autodidaktischen Studien hatte er drei Semester die Universität Marburg besucht und 1817 eine Stelle als Hauslehrer des Kaufmanns Mosenthal in Kassel angenommen. Hier war er durch Vorträge in der Gesellschaft der Humanität bekannt geworden und hatte mit Jakob Pinhas die Gründung einer israelitischen Schule, verbunden mit einer Lehrerbildungsanstalt, geplant. Als sich die Verwirklichung der Pläne hinausgezögert hatte, war er als Hauslehrer nach Stuttgart gegangen und hatte dort eine Bibelübersetzung und andere religiöse Schriften publiziert, die ihn in der israelitischen Gelehrtenwelt bekannt machten. 1824 folgt er dem Ruf auf die Stelle eines Ersten Lehrers und Inspektors an der israelitischen Schul- und Schullehrer-Bildungsanstalt in Kassel.

Aron Rosenbach26) wohnt zur Gründungszeit des Seminars schon mehr als 36 Jahre in Kassel. Sein genaues Geburtsdatum läßt sich aus den Akten nicht ermitteln. Er war schon 1810 Rabbinatsadjunkt und "Erster Lehrer" an der von Israel Jacobson gegründeten "Konsistorialschule", in der ebenfalls Lehrer vor- und ausgebildet worden waren. Nach deren Auflösung hatte er als Privatlehrer für die hebräische Sprache und Religion seinen Lebensunterhalt verdient. Die allgemeine Wertschätzung, die er als Lehrer genoß, zeigt sich darin, daß ihm die Gesellschaft der Humanität zahlreiche Zöglinge zum Unterrichten zugewiesen hatte. Der ausgewiesene Hebraist findet ein neues Wirkungsfeld als zweiter Erster Lehrer an der Schul- und Schullehrer-Bildungsanstalt .

 

Joseph Lessong27) stammt aus Nesselröden, wo er 1790 geboren wurde. Seine Ausbildung ist nicht ganz klar, vermutlich hat er aber die Lehrerausbildung an der westfälischen Konsistorialschule in Kassel besucht, denn er weist sich der Regierung gegenüber mit einem von dieser ausgestellten Reskript aus, daß er "vom Consistorialrath Reinhard geprüft ist und zur Zufriedenheit bestanden hat." Anfang der 20ger Jahre unterrichtet er als Hauslehrer 5 Kinder der Familie Wallach. 1825 bewirbt er sich um eine Stelle an der Schul-und Schullehrer-Bildungsanstalt und wird von der Kommission zur Prüfung der Lehramtkandidaten, der Pinhas, Büdinger und Rosenbach angehören, überprüft. Die Kommission erteilt ihm "das beste Zeugnis der Fähigkeit zum Lehramt mit Nr. 1" und ist "der einstimmigen Meinung, daß für die entstehende Unterrichtsanstalt sehr zu wünschen sey, wenn Männer von solchen Kenntnissen dabei den Wirkungskreis für ihre Thätigkeit finden."

Salomon Leviseur28) wird am 13. Oktober 1809 in Kassel geboren und besucht die Jacobson-Schule in Seesen/Harz. 1827 tritt er in das Kasseler Seminar ein, vertritt schon als Seminarist vakante Hilfslehrerstellen und wird 1832 als provisorischer Lehrer mit äußerst geringem Gehalt eingestellt. Warum er erst 1837 seine Lehrerprüfung am Seminar ablegt, die er mit der Note "Eins, besonders gut" besteht, ist nicht ersichtlich. Vielleicht hat er schon während dieser Zeit die Universität Marburg besucht, an der er , Anfang der 40ger Jahre promoviert.

 

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