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einer dreiklassigen, gut organisierten, dem besonderen Bedürfniß der für unser Seminar bestimmten Schüler, den Bestimmungen von 1901 möglichst genau entsprechend, genügenden Anstalt.1 Die Aufnahmeprüfungen hätten erwiesen, daß ihre Vorbildung eine durchweg hinreichende sei. Das Provinzial-Schulkollegium stellt fest, daß es bei der geringen Zahl möglich war, eventuelle Lücken auszufüllen,2 und bittet den Minister, von der Forderung einer eigenen Präparandenanstalt abzusehen. So ist auch dieser Baustein dem "Reformwerk" eingefügt.

Aber schon bald scheint auch der Nachwuchs aus Burgpreppach abzubröckeln; denn 1908 wird der Vorsitzende des Vorsteheramtes wiederholt beim Referenten im Provinzial-Schulkollegium vorstellig und versucht, die jüdischen Seminaranwärter in der staatlichen Präparandenanstalt in Eschwege unterzubringen. Er wird von diesem dahin beschieden, daß die Präparandenanstalten im Bezirk Cassel gleich den Volksschulen und Volksschullehrerseminarien einen konfessionellen Charakter hätten und deshalb nicht in der Lage seien, jüdische Seminaranwärter in eine evangelische oder katholische Präparandenanstalt aufzunehmen.3 Besorgniserregend wird die Sache, als das Vorsteheramt 1911 feststellt, daß die Präparanden auch von Burgpreppach nach anderen Seminaren - meistens nach Cöln - dirigiert werden.4 Den Bitten des Vorsteheramtes, zunächst fünf und dann wenigstens drei Aspiranten an der Präparandenanstalt Niederzwehren als Hospitanten zuzulassen, erwidert das Provinzial-Schulkollegium: Wir haben ... die schwerwiegenden Gründe dargelegt ... Auch nach nochmaliger Erwägung müssen wir Bedenken tragen, dem Gesuch zu entsprechen.5 Das Seminar bleibt weiter auf auswärtige Präparandenanstalten angewiesen.

Nach vorhergehenden laufenden Verbesserungen wird Ostern 1906 ein gänzlich neuer Lehrplan eingeführt. Er enthält einige Einschränkungen in einzelnen Fächern, die sich aber nach Ansicht des Seminardirigenten vertreten lassen, weil durch keine der Abweichungen . . . bei der geringen Anzahl der Zöglinge die Erreichung der Lehrziele in Frage gestellt wird.6

Schon im September 1906 ersucht der Minister der geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten den Oberpräsidenten, das israelitische Seminar einer Revision zu unterziehen. Dabei wird insbesondere festzustellen sein, ob und wieweit der vorgelegte Lehrplan, den das Königliche Provinzial-Schulkollegium noch näher zu prüfen haben wird, durchgeführt ist.7

Am 10.11.1906 berichtet der Referent Dr. Otto, er habe durch Prüfungsfragen

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1 StAM, Best. 152, Pr.-Sch. Nr. 2147.

2 StAM, Best. 152, Pr.-Sch. Nr. 2151.

3 StAM, Best. 152, Pr.-Sch. Nr. 2147.

4 StAM, Best. 152, Pr.-Sch. Nr. 2148.

5 StAM, Best. 152, Pr.-Sch. Nr. 2148.

6 StAM, Best. 152, Pr.-Sch. Nr. 2147.

7 StAM, Best. 152, Pr.-Sch. Nr. 2150. Ebd. alle folgenden Zitate.

 

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