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Als junges Mädchen ist Maria Louise gerade richtig, um ihrer Mutter in Zeiten von Angst und Trauer (mehrere Söhne fallen in den Kriegen dieser Zeit) bei zustehen und sie zu trösten. Ihr Widerwillen gegenüber einer Heirat nimmt stetig zu. Ihr Gemütsleben und ihre religiösen Pflichten würden dadurch zu stark geschädigt werden. Das Leben in einem Stift, einem protestantischen Frauenkloster für adlige Jungfrauen, zieht Maria Louise mehr an. Ihre Eltern sehen das eher anders. Ab 1707 wurden Verhandlungen über einen Heirats kandidaten geführt.

 

Eine gute Partie

Prinzessin (Henriette) Amalia von Anhalt-Dessau, die Mutter von Johann Wilhelm Friso, schickt den Diplomaten von Mansbergen ins Kasseler Schloß. Er soll für ihren einzigen Sohn eine Frau suchen. Dem friesischen Prinzen, Stammhalter des Hauses Oranien, steht der Kopf nicht nach einer Braut. Er schreibt seiner Mutter: Ich bleibe dabei, was ich bei meiner Abreise Eurer Hoheit gesagt habe, daß, wenn Ihr es für eine gute Partie haltet, ich sie nehmen werde, allerdings unter der Voraussetzung, daß ich mich nicht mit der Prinzessin verloben werde, bevor ich sie nicht gesehen habe. Der zwanzigjährige Prinz ist vollauf beschäftigt als Statthalter einer Anzahl nördlicher Provinzen der Niederlande und als Kommandierender der Infanterie der Republik. Darüber hinaus hält ihn der beginnende Streit um das Oranier-Erbe des kinderlosen Statthalter-Königs Wilhelms III. - jetzt, da er volljährig geworden ist - in Bewegung.

In einem anderen Brief seiner Mutter kommen die Verhandlungen des von Mansbergen wieder zur Sprache. Johann Wilhelm Friso antwortet: Es scheint mir, daß er mehr durch den Hof von Cassel, als durch den Hof von Württemberg angezogen wird. Was mich betrifft, ich lasse Eurer Hoheit die Wahl, um diejenige der beiden zu nehmen, die Ihr als die günstigste beurteilt. Er schreibt, daß er die zwei Schönheiten sehr begehrenswert findet, aber es ist schwer, eine Wahl zu treffen. Ich werde mich aber der Seite zuwenden, die Eure Hoheit wählen. Seine Mutter ist damit nicht zufrieden und der Prinz verspricht, daß er die beiden besuchen wird.

 

Leeuwarden

Ende 1707 kommt Johann Wilhelm Friso in Kassel an. Es kostet ihn keine Mühe, um das Stift aus Maria Louises Kopf zu vertreiben. Zwischen ihm und der ein halbes Jahr jüngeren Landgrafentochter entsteht ein Briefwechsel. Sein erster Brief (Leeuwarden, 2. Januar 1708) endet mit: Ich versichere Eurer Hoheit, daß die sehr aufrechte und wahre Ehrerbietung, die ich für Eure Person empfinde, fortdauern wird und bitte Eure Hoheit, mir weiterhin die Freundschaft zu schenken, die ich mehr und mehr erwerben und verdienen möchte.

Anfang April verloben sie sich in Kassel. Ein Jahr später, am 26. April 1709, heiraten sie um sieben Uhr abends. Als Bräutigam muß er am nächsten Tag Maria Louise die "Morgengabe" geben: 40000 "Karolusgulden" und jährlich 4 000 Gulden für den Unterhalt ihrer Bediensteten. Im Laufe des Jahres wird der Statthalterhof in Leeuwarden teilweise umgebaut, um das Prinzenpaar

 

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