..

10

Behandlung der Angelegenheit. Mit allen damals üblichen Tricks wurde der Streit immer mehr in die Länge gezogen. Vorladungen wurden nicht angenommen, Boten, die Ladungen überbringen sollten, wurden abgefangen und dadurch Verhandlungen verzögert usw. Die Hohenlohe versuchten jedoch immer wieder von neuem ihr Recht durchzusetzen. Nachdem 1458 Landgraf Ludwig gestorben war und die Verhältnisse unter seinen Söhnen noch ungeklärt waren, konnte rechtlich nichts erreicht werden. Als dann 1641 die Mainzer Stiftsfehde begann, die zu einer weiteren Stärkung der Macht Hessens führte, konnte auch keine gerichtliche Entscheidung herbeigeführt werden. Während des Reichstags zu Augsburg 1474 kam es dann zu einer neuen Runde vor dem Kammergericht. Durch Verzögerungstaktik konnte der Vertreter des Landgrafen erneut eine Entscheidung verhindern und die Sache wurde vertagt.

So sollte sich die Angelegenheit noch weitere 21 Jahre hinziehen. Kaiser Friedrich III. starb, ohne daß es ihm gelungen war, einen Ausgleich zwischen den Kontrahenten herbeizuführen. Bei den Hohenlohe hatte inzwischen ein Generationswechsel stattgefunden und die Macht Hessens war durch die Hinzugewinnung der Grafschaft Katzenellenbogen noch mehr gewachsen. Ein Versuch des neuen Kaisers, Maximilian, zu einer gütlichen Einigung scheiterte ebenfalls.

Im Sommer des Jahres 1495 fand der in der Reichsgeschichte bedeutende Wormser Reichstag statt. Und hier in Worms wurde auch der Schlußstrich in der Affäre Hohenlohe-Ziegenhain-Nidda gezogen. Im Namen des Königs wurde das Ergebnis feierlich besiegelt. Durch vier Jahresraten von je 2 000 Gulden sowie einer Schlußzahlung von 1 000 Gulden zu Pfingsten 1499 lösten die Landgrafen von Hessen alle hohenlohischen Ansprüche ab und diese verzichteten auf den Titel "Grafen von Ziegenhain und Nidda" und auf die Führung des Ziegenhainer Wappens. Diese Entscheidung wurde dann von beiden Seiten anerkannt und beachtet. Wenn die Landgrafen nach 45 Jahren Rechtsstreit 9 000 Gulden zahlen mußten, so erscheint ihr so lang behauptetes Recht doch recht zweifelhaft.

Ganz so bedeutungslos, wie bisher in der hessischen Geschichtsschreibung dargestellt, ist diese Erbauseinandersetzung sicherlich doch nicht gewesen. Wenn Hessen durch die Hinzugewinnung der Grafschaft Ziegenhain-Nidda seine auseinandergerissenen Teile nicht hätte vereinigen können, und die Reichsgrafen von Hohenlohe Grafen von Ziegenhain-Nidda geblieben wären, hätte die Geschichte Hessens durchaus einen anderen Verlauf nehmen können.

Wie hoch die Hohenlohe Ziegenhain-Nidda einschätzen, sehen wir heute noch in der Öhringer Stiftskirche. Über dem Hochaltar ist ein Wappen mit den Hohenlohischen Leoparden, daneben aber - steingewordener Anspruch - die Sterne von Ziegenhain und Nidda über schwarzem Grund angebracht.

__________

Literatur:

Demandt Karl E.: Geschichte des Landes Hessen, 1972.

Heußner: Die Geschichte von Stadt und Festung Ziegenhain, 1888.

Brauer Fritz Adolf: Die Grafschaft Ziegenhain, 1934.

Hohenlohe: Bilder aus der Geschichte von Haus und Land, Mainfränkische Hefte Nr. 44, 1965.

Taddey: Wie die Hohenlohe Grafen wurden, in Beilage zum Staatsanzeiger Baden-Württemberg, Nr. 5, Oktober 1976.

 

..