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ment [Engagement] für die beiden in den 60er Jahren bestandsbedrohten Museen in Hofgeismar und Grebenstein. Andrae, ohnehin eher ein Einzelgänger, erhielt zunächst nicht jene Unterstützung durch Dritte vor Ort, die er bei dieser schweren, wohl aus "preußischer Familientradition" (so Pfarrer W. Müller in der Würdigung der Person am Sarg) übernommenen, nebenamtlichen Bürde sicher erwartet hatte, erwarten durfte.

 

Rückblickend kann man daher nur staunen, daß Andrae - allerdings in enger Bindung an Hans Mangold und den damaligen Hessischen Museumsverband - die Erhaltung beider Museen gelang. Deren Arbeit vollzog sich unter seiner Leitung zwar verständlicherweise weitgehend "auf Sparflamme" ("Geöffnet auf Anfrage", "Winterausstellungen"), aber sie verschwanden auf diese Weise nie aus dem Bewußtsein der Bürger beider Städte. Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde e. V. ehrte sein verdientes Mitglied mit der Goldenen Ehrennadel. Innerhalb des hessischen Geschichtsvereins gilt als besonders herausragender Tatbestand Andraes - in der richtigen Einschätzung der Wirkungsmöglichkeiten im Museumsbereich - frühes, leider vergebliches Bemühen um die Wiedergründung eines Zweigvereins in Hofgeismar.

 

Mit Peter Andrae starb einer der herausragenden Vertreter erfolgreicher Kulturarbeit während der drei Nachkriegsjahrzehnte im Kreis Hofgeismar.

Helmut Burmeister

 

 

Dr. Johannes Papritz

Seitdem 1949 am Staatsarchiv Marburg die westdeutsche Archivschule gegründet worden war, lehrte Johannes Papritz hier Archivwissenschaft. In seinen Vorlesungen entwickelte er eine neue Systematik des Faches, die grundlegend für alle modernen Arbeiten auf diesem Gebiet geworden ist. Eine ganze Generation von Archivaren ist durch die Papritzsche Schule gegangen und nachhaltig von ihr geprägt worden. Bis in seine letzten Lebenstage hat Papritz alle Neuerungen im Archivwesen geistig aufgenommen, hat sich selbst noch einen Computer angeschafft und damit gearbeitet, hat die jüngste Entwicklung "seiner" Archivschule kritisch verfolgt. Nicht nur die Papritzsche Lehre, die in zahlreichen archivtheoretischen Veröffentlichungen ihren Niederschlag fand, machte die von ihm seit 1954 zusammen mit dem Staatsarchiv geleitete Archivschule international bekannt. Wesentlich trugen dazu die von Papritz selbst geknüpften internationalen Beziehungen bei, seine Studienreisen durch die halbe Welt, seine persönliche Bekanntschaft mit führenden Archivaren aus Ost und West, die er immer wieder zu Gastvorlesungen an der Archivschule verpflichtete. So wurde Marburg zu einem Begriff in der Archivwelt.

 

Als 1988 ein internationales Archivkolloquium in Marburg stattfand und der schon legendäre Papritz persönlich beim Empfang in meinem Garten erschien, erregte er Aufsehen und Bewunderung. Die Weltoffenheit von Papritz erklärt sich leicht: Papritz war gebürtiger Berliner, geboren in Charlottenburg am 19. April 1898. Im Berlin der zwanziger Jahre hat Papritz den größten Teil seiner Studienzeit verbracht, in Berlin wurde er zum Archivar

 

 

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