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vor sich her zu drücken haben." Die Förderung der Erze im Richelsdörfer Kupferbergwerk wird bei Riess (1791, S. 50) mit der erschreckenden Zahl von 200 Kindern angegeben.

 

Mansfelder Bergmann bei der Treckearbeit mit Bein- und Achselbrett. Schematische Darstellung aus Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salmenwesen in dem Preußischen Staate, Bd. 19, 1871, Taf. XIV.

 

Besonders bewegend sind die wenigen Angaben, die zu dem Gesundheitszustand der Kinder gemacht wurden, wenn sie im Bergbau schon vor der Entwicklung der Geschlechtsreife arbeiteten. Ich beziehe mich deshalb auf das Referat von Adolf Franz (Beschäftigung der Frauen und Mädchen im Bergbau unter Tage. In: Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, Beuthen 1869), der als Folge der Grubenarbeit hervorhebt, daß die Lebensgröße der Kinder unter dem Maß derer bleibt, die außerhalb der Grube arbeiteten, und die Entwicklung der Körperteile Brust und Schultern sich stärken auf Kosten der Beine - also die typische Körperform eines Zwerges darstellte. Der Mangel an Sonnenstrahlen - teilweise konnten die Kinder das Sonnenlicht nur an Sonntagen sehen - führte zu rachitischen Mißbildungen. Die mangelhafte Ernährung trug einen weiteren Teil dazu bei. Die Tätigkeit führte zu einer Verspätung der Pubertät, wodurch eine Verlängerung des Kindesalters bewirkt wurde, sie hemmte das Wachstum, ruinierte die Geisteskraft und rief die vorzeitige Vergreisung hervor. Der Übergang vom Zustand des Kindes in den des Greises erfolgte ohne dazwischenliegende Entwicklung, also relativ schnell und schon in jungen Jahren.

Der Vergleich Zwerge und die vorzeitig vergreisten, im Körperwachstum zurückgebliebenen Bergjungen erscheinen mir aus einer Fülle von Belegen - zumindest als Möglichkeit - gerechtfertigt. Vielleicht sind gerade durch diese Entwicklung die Bergjungen als Zwerge in unsere zahlreichen Sagen und Märchen eingegangen.

Eckhard Sander

(Borken)     

 

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