..

8

 

Kruzifix angeblökt“, 2. „gegen die sieben Sakramente gepredigt und den Chrisam" - das Salböl' - „'Schmiere' genannt“ und 3. einen großen Teil der Bürger so beeinflusst zu haben, dass diese ihre Zahlungen für geistliche Stiftungen eingestellt hatten. Die Kritik an der Haltung der Priester zu Zölibat und Konkubinat tat schließlich ein Übriges. In Flugschriften forderte man die Priester, die in einem Konkubinat lebten - in Hersfeld um 1520 etwa ein Drittel der Weltpriester! - auf, entweder zu heiraten oder das Konkubinat aufzugeben. Als sich im Dezember 1523 der Rat der Stadt in einem Mandat äußerte, alle, „welche öffentlich bei ihnen in der Stadt in der Unehe beieinander liegen“, sollten „sich zusammen ehelichen“ oder binnen zwei Wochen die Stadt verlassen, und als Abt Kraft Myle auf Drängen von Klerikern die Weisung gab, das Mandat des Rates nicht wie vorgesehen am folgenden Sonntag von der Kanzel der Stadtkirche zu verlesen, sondern wenige Tage darauf die sofortige Entlassung von Pfarrer Heinrich Fuchs und Kaplan Melchior Rinck verfügte, eskalierte der Konflikt. Pfarrer wie Kaplan nutzten ihre Möglichkeiten als Prediger, indem sie am 17. Dezember während des Frühgottesdienstes der Gemeinde ihre Entlassung bekannt gaben und beklagten, ohne rechtliches Gehör verjagt zu werden. Daraufhin läutet man Sturm! Eine aufgebrachte Menge zog zum Haus des Stiftskanzlers als des vermeintlichen Urhebers der Entlassung und verwüstete, da man seiner nicht habhaft werden konnte, dessen Haus. Dann zog die Menge vor den Stiftsbezirk und forderte die Rücknahme der Entlassung. Nur mit Mühe vermochten die vier Bürgermeister die inzwischen bewaffnete Menge vom Eindringen in den Stiftsbezirk abzuhalten und den Abt zur Rücknahme der Entlassung zu bewegen. Schließlich verwüstete die Menge die Häuser derjenigen Priester, die im Konkubinat lebten - Vorgänge, die als Hersfelder 'Pfaffensturm' in die hessische Geschichte eingingen! Landgraf Philipp als Schutzherr über Hersfeld beauftragte den Rat der Stadt, Heinrich Fuchs, Melchior Rinck und alle Anführer des Aufruhrs in Haft zu nehmen, doch die Hersfelder Bürger befreiten die beiden und gaben ihnen bewaffnetes Geleit bis an die Grenze des Hersfelder Gebietes. Philipp verhielt sich vergleichsweise milde: die Stadt musste den angerichteten Schaden ersetzen, der Abt hatte darauf zu achten, „die Stadtpfarrei künftig mit frommen und geschickten Personen' zu versehen, die dem Volke das Wort Gottes verkünden' sollten".

Heinrich Fuchs und Melchior Rinck fanden Aufnahme im nahen Eisenacher-Land: Fuchs erhielt eine Pfarrstelle in Marksuhl, Rinck im weni- [wenige]

 

..