..

19

 

Wissenschaft, zur Europäischen Ethnologie entwickelt, gehört der exemplarische Zugriff und die Verankerung in der Regionalforschung noch immer zum methodischen Grundgerüst des Faches, und diese Arbeit in der Region wird insbesondere in den Volkskundlichen Landesstellen geleistet2. Während in den meisten alten Bundesländern landes- und volkskundliche Forschungs- und Dokumentationsaufgaben in diesen zumeist seit Mitte der zwanziger Jahre bestehenden Landesstellen wahrgenommen werden, ja auch in den neuen Bundesländern wieder eingerichtet wurden oder in Gründung sind, fehlt in Hessen eine solche Forschungsstelle. Dies ist angesichts der reichhaltigen Fülle und Formenvielfalt kultureller Objektivationen in ihren regionalen Ausprägungen, ihren sozialen und religiösen Beziehungen, wie sie in Hessen als Auswirkungen von historischen Prozessen der Gestaltung und Differenzierung, der Toleranz und Restriktion, der Entwicklung und Stag nation erkennbar sind3, unverständlich. Nur in bescheidenem Umfang kön nen Aufgaben einer Landesstelle von der Hessischen Vereinigung für Volks kunde sowie dem Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg wahrgenommen werden4. Nach wie vor bleibt daher die Einrichtung einer Landesstelle für Volkskunde in Hessen zu fordern, die kulturwissenschaftliche Regionalforschungen anzuregen und ihre Ergebnisse zu dokumentieren hätte.

Wie notwendig dies ist, eröffnet der Blick auf die Medien, insbesondere in die regionalen Tageszeitungen. Hier ist mit der Wiederkehr des Regionalen eine Entfaltung nahezu des gesamten klassischen Repertoires der Volkskunde zu bemerken, oft genug freilich aufs Beschaulich-Pittoreske und Folkloristische reduziert. Und auch die Wiederkehr von Gespenstern ist

___________

2 Michael Simon (Hrsg.): Volkskundliche Arbeit in der Region. Ein Wegweiser zu den „Landesstellen“ im deutsch-sprachigen Raum. Dresden 1999.

3 Vgl. Siegfried Becker, Andreas C. Bimmer: Alltagskultur in Hessen. In: Bernd Heidenreich, Konrad Schacht (Hrsg.): Hessen. Gesellschaft und Politik. (= Schriften zur politischen Landeskunde Hessens, hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung, 2) Stuttgart - Berlin - Köln 1995, S. 74 - 91.

4 Siegfried Becker: Quellen und Materialien zur Kulturgeschichte des Alltags. Ein Bericht zu Archivbeständen und Fachgeschichte der hessischen Volkskunde in Gießen und Marburg. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins, NF 86, 2001, S. 89 - 103; ders.: Volkskundliche Forschung m Hessen. Geschichte, Organisation und Aufgaben. In: Andreas C. Bimmer (Hrsg.): Hessen und Thüringen. Kulturwissenschaftliche Bilanz und Perspektive. (= Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung, 28) Marburg 1992, S 41-64; zur Wissenschaftsgeschichte vgl. Alfred Höck: Zur Geschichte der Volkskunde in Hessen, vornehmlich an den Universitäten Gießen und Marburg. In: Wolfgang Brückner, Klaus Beitl (Hrsg.): Volkskunde als akademische Disziplin. Studien zur Institutionenausbildung. (= Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, 414; Mitteilungen des Instituts für Gegenwartsvolkskunde, 12) Wien 1983, S. 95 - 106; Siegfried Becker: Bernhard Martin und die deutsche Volkskunde in Marburg 1934 - 1945 (im Druck).

 

 

..