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darin verzeichnet, von längst vergessen geglaubten Ideologemen aus der Geschichte des Faches. Das lässt sich an zahllosen Beispielen verdeutlichen, etwa an einem Bericht der Regionalpresse zum Himmelfahrtstag, dessen Zuschreibung als „Vatertag" unter Berufung auf einen „Experten“ darauf zurückgeführt wurde, dass schon die germanischen Männerbünde zur Maienzeit in die Wälder ausgeschweift seien. Da werden die Laubmänner und Strohbären wieder zu Zeugen heidnischer Fruchtbarkeitskulte, jenes lange Leben der „geheimnisvollen Gestalten“ aus der Feder Friedrich Mössingers oder Heinrich Winters vergegenwärtigend, denen Heike Heinzel jüngst einen kritischen Aufsatz gewidmet hat. Es sind eingängige Deutungen von einst, die in der angewandten Volkskunde des Nationalsozialismus auf ihre völkischen Wurzeln zurechtgebogen und dem „Volk“ vermittelt wurden.

Daraus erwächst dem Fach - und zwar unabhängig davon, ob es sich heute noch Volkskunde nennt oder sich wenigstens in einer fach- und institutionengeschichtlichen Kontinuität zur Volkskunde versteht -Verantwortung in dreifacher Hinsicht: Die kritische Aufarbeitung der Fachgeschichte im Nationalsozialismus im regionalen Rahmen, im heimat-und landeskundlichen Feld noch sehr viel intensiver als bisher anzugehen und vor allem auch zu vermitteln, die Tendenzen einer Wiederkehr des Regionalen in den und über die Medien zu untersuchen und die Rückwirkungen volkskundlicher Deutungen von vorgestern auf die gegen wärtigen Bedürfnisse zu analysieren, sowie Aufklärungsarbeit auch und gerade in den klassischen Feldern der alten Volkskunde zu leisten und damit tradierte fachliche Kompetenzen volkskundlicher Forschung wahrzu nehmen. Auch wenn die Einrichtung einer volkskundlichen Landesstelle in Hessen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht oder noch nicht absehbar ist, sollen seitens der HVV eine Intensivierung der Medienarbeit aufgenommen und Projekte zur Dokumentation und Vermittlung volkskundlicher Themen initiiert werden.

Veranstaltet von der Hessischen Vereinigung für Volkskunde (HVV), die 2001/02 das 100-jährige Gründungs Jubiläum des Vereins und seiner Zeitschrift (Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung5) feiern

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5 Alfred Höck: Aus der Frühzeit der „Hessischen Vereinigung für Volkskunde“. In: Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung, NF l, 1976, S. 7-11; Siegfried Becker: Hinwendung zum Volk. Die

 

 

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