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Diese Frauen gehörten zur Mittelschicht, die Frauen von Fernhändlern und Kaufleuten zählten zur Oberschicht. Stellvertretend für ihre oft abwesenden Ehemänner führten diese Frauen vor Ort die Geschäfte und schlossen die Verträge. Nur die Ratsfähigkeit blieb ihnen verwehrt. Das politische Wahlrecht erhielten die Frauen erst 1919. Daneben gab es die weniger angesehenen Krämerinnen, die Haushaltswaren aus Holz und Glas, Garn u.a. in Kommission auswärtiger Händler feilboten und schließlich die der Unterschicht angehörenden Hökerinnen, die keinen festen Stand besaßen. Sie schafften Brennholz und Lebensmittel für den täglichen Verbrauch heran. Neben diesen waren auch Dienstmädchen, Baderinnen und Prostituierte oft schlecht bezahlt und wirtschaftlichen Miseren schutzlos ausgeliefert. Anders als im späten Mittelalter galt Armut als gottgewolltes Schicksal.

Sehr deutlich zog die Referentin den Vergleich zwischen Nonnen und adligen Frauen. Nonnen mussten zwar die Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams ablegen, lebten aber ruhig und sicher in ihren Klöstern. Äbtissinnen hatten enorme Macht. Als Lehensherrinnen konnten sie Verträge abschließen und hatten die Gerichtsbarkeit in ihrem Stift inne. Demgegenüber wurden adelige Töchter sehr früh verheiratet, starben oft sehr jung bei Geburten und mussten ein wenig romantisches Leben auf Burgen führen.

Erst durch die Agrarkrise im späten Mittelalter und die großen Pestwellen verschlechterte sich die Lage der Frauen - besonders in der Unterschicht -zusehends. Es kam vermehrt zu Diskriminierungen. Vor allem Frauen wurden für Übel verantwortlich gemacht, hatten also eine Art Sündenbockfunktion. Diese Entwicklung gipfelte schließlich in den Hexenverfolgun gen, die sich bis ins 18. Jh. in mehreren Wellen fortsetzten. Hunderttausen de unschuldiger Frauen fielen diesem Hexenwahn zum Opfer. Dies war die Zeit, in der sich Frauengruppen, wie z.B. die Beginen, neue Freiräume schufen. Als weniger streng regulierte Gruppierungen kümmerten sie sich um die Armen und Kranken, da Armut jetzt als selbstverschuldet galt. Daneben traten Mystikerinnen vermehrt auf. Margarethe Porete stellte sich gar eine Stadt der Frauen, ein Utopia, vor, in dem alles Elend aufgehoben war.

Marianne Bein

 

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