Ressourcen verfügte. Sein Bruder Landgraf Hermann wurde Erzbischof von Köln und erlangte damit die Kurwürde, ein Ziel hessischer Politik, das erst 1803 wieder erreicht werden sollte. Die nächste Generation schien besonders erfolgreich zu sein. Weihnachten 1491 überreichte Papst Innocenz VIII. Landgraf Wilhelm I. als ranghöchstem in Rom anwesenden Fürsten ein Schwert. Zur Absicherung des von den Nassauern angefochtenen Katzenelnbogener Erbes suchten die Landgrafen die Nähe des Königs, wie sie sich bereits seit der Neusser Fehde, dem Reichskrieg gegen Karl den Kühnen von Burgund 1475, bewährt hatte. Auf dem epochalen Wormser Reichstag 1495 wurde Landgraf Wilhelm II. besonders ausgezeichnet und stieg in die erste Reihe der Fürsten auf. Doch die drei Landgrafen scheiterten früh: Wilhelm I. (Kassel) wurde bereits 1493 wegen Geisteskrankheit entmündigt, Wilhelm III. (Marburg) starb 1500 an einem Reitunfall, der überlebende Wilhelm II., der damit wieder das gesamte Territorium vereinte, erkrankte an der Syphilis, die ihn nach einigen Jahren dahinraffte. Der einzige männliche Überlebende war ein kleines Kind: der vierjährige Philipp. Die Krise frühneuzeitlicher Staatswerdung Aufgrund der Erbverbrüderungsverträge schien der Anfall der Landgrafschaft an die sächsischen Wettiner und damit das Ende einer eigenständigen hessischen Geschichte eine realistische Perspektive. Der entstehende frühneuzeitliche Fürstenstaat wurde von dynastischen Krisen existentiell getroffen. Doch die Krise in Hessen wurde in der mehrjährigen Auseinandersetzung zwischen der ständisch orientierten adligen Regentschaft und der Mutter Philipps, Anna von Mecklenburg, die sich schließlich durchsetzte, überwunden. 1518 erklärte Kaiser Maximilian den jungen Landgrafen für mündig. Hessen war freilich machtpolitisch weit zurückgefallen, wie die Niederlage in der ersten Sickingenfehde bewies. Aber nach wie vor besaß das Land bedeutende Ressourcen, die der junge Landesherr in der folgenden Zeit ausschöpfen und dabei einen aufsehenerregenden, zwanzigjährigen Aufstieg vollziehen sollte. Zur frühneuzeitlichen Staatswerdung gehörte aber auch die innere Umgestaltung des Landes und der Gesellschaft. Der zeitgenössische Begriff dafür war Reformation, in einem weiteren Sinn gebraucht als wir ihn heute historisch verwenden. Reformacien waren die staatlichen Eingriffe in den kirchlichen Bereich, wie er z.B. mit der gewaltsamen Reformierung von Bettelordenklöstern im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts erfolgt war. Reformationen waren die zahlreichen Landesund Polizeiordnungen, in denen von der Münze über Marktordnungen bis hin zum Eherecht zahlreiche Dinge des Alltags staatlich geregelt wurden. Neben diese obrigkeitlichen Eingriffe traten Gegenbewegungen. Zu den Krisen der frühneuzeitlichen Staatswerdung zählte der Bauernkrieg, der ja keinesfalls in allen Regionen mit der völligen Niederlage der Aufständischen endete, sondern manchmal mit Verträgen, die Forderungen der Bauern aufnahmen, beigelegt wurde. Nicht so im hessischthüringischen Raum, wo Philipp als Heerführer den Bauern eine katastrophale Niederlage beibrachte. Die Fragestellung nach dem Verhältnis von Bauernkrieg und Reformation ist also um die Frage nach ihrer Bedeutung für die staatliche Reform zu erweitern. Der Schmalkaldische Bund und der sächsischhessische Gegensatz Wir sind gewöhnt, die 1530er Jahre als die Zeit der politischen Erfolge der Protestanten zu sehen, die 1540er dagegen als eine Zeit des Niedergangs, die schließlich in der Katastrophe des Schmalkaldischen Krieges endete. Dabei werden die Ursachen gern personalisiert. Das Verhalten Philipps, der mit seiner Doppelehe für einen Skandal sorgte und um seiner persönlichen Rettung