Erste Nachwuchstagung des VHG Am 21. und 22. November fand in der Reinhardswaldschule bei Kassel die erste „Nachwuchstagung für hessische Geschichte und Landeskunde“ statt. Dreizehn junge Forscher und Forscherinnen aus verschiedenen Feldern der hessischen Landesgeschichte stellten in kurzen Vorträgen ihre Arbeitsvorhaben vor. Die Tagung löste auch bei den sechzehn teilnehmenden Ver einsmitgliedern ein positives Echo aus. Die von Prof. Dr. Ursula BraaschSchwersmann und Dr. Wolfgang Breul angeregten und vorbereiteten Nachwuchstagung sollte unterschiedliche Felder der hessischen Geschichte und Landeskunde miteinander ins Gespräch zu bringen und zugleich eine Brücke zwischen der aktuellen historischen Forschung zum hessischen Raum und dem Verein und seinen Mitgliedern schlagen. Beides ist über Erwarten gut gelungen. Der Diskussion stellten sich insgesamt dreizehn Referenten und Referentinnen mit ihren Projekten in fünf Sektionen: Kirchengeschichte, mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte, Kunstgeschichte, Zeitgeschichte und Europäische Ethnologie. Da damit waren nicht alle Felder und Lehrstühle, an denen sich der forschende Nachwuchs mit hessischer Landesgeschichte beschäftigt, vertreten waren, bleiben Germanistik (Sprachatlas), Musikgeschichte und Archäologie einer etwaigen Folgeveranstaltung vorbehalten. Kirchengeschichte Die von Dr. Wolfgang Breul für den erkrankten Prof. Dr. Hans Schneider geleitete Sektion der Kirchengeschichte beschäftigte sich mit zwei spätmittelalterlichen Themen. Rajah Scheepers aus Berlin stellte ihre gerade abgeschlossene Dissertation zu Landgrä?n Anna, der Mutter Philipps des Großmütigen, vor. Nach ihrer von der Frauenund Geschlechtergeschichte inspirierten Arbeit sah sich die Landgrä?n, die sich im Kampf um die Macht nach dem Tod Landgraf Wilhelms des Mittleren (1509) schließlich 1514 durchsetzte, einer doppelten weiblichen und männlichen Rollenerwartung konfrontiert, die sie auszutarieren suchte. Burkhard zur Nieden (Marburg) befaßt sich mit den Bettelorden in Marburg. Seine Untersuchung neuer Quellen, insbesondere der Rechnungsbücher, führt zu einem neuen Bild der Marburger Ordensreform um 1500. Das zu jener Zeit brisante Thema wurde vom Verfasser am Beispiel des Franziskanerklosters vorgestellt. Die von Landgraf Wilhelm III. gegen den Widerstand des Konvents durchgesetzte Reform machte aus dem stadtbürgerlich geprägten Kloster eine landgrä?iche Anstalt. Geschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit Die von Privatdozent Dr. Otto Volk betreute Sektion Geschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit blieb in ihrem ersten Vortrag den ?skalischen Quellen verp?ichtet. Stephan Hagenbusch (Marburg) widmet sich in seinem in den Anfängen stehenden Dissertationsprojekt dem umfangreichen Quellenbestand der landgrä?ichen Rechnungen. Am Beispiel der Grubenhagener Fehde (1461) konnte er vorführen, wie die Geldund Sachmittel für diesen militärischen Kon?ikt innerhalb der Landgrafschaft aufgebracht wurden. Dr. des. Ullrich Hanke (Marburg) stellte auf der Basis seiner bereits abgeschlossenen Dissertation die bislang von der Forschung vernachlässigte hessische Besatzung der Reichsabtei Fulda während des Dreißigjährigen Kriegs (16311633) vor. Sie ergab sich aus einer für die Protestanten günstigen politischen Großwetterlage. Die auf eine langfristige Inbesitznahme des alten hessischen Interessengebiets ausgerichtete moderate Politik des hessischen Landgrafen (z.B. Zurückhaltung