Abschwächung der Reform auch in diesem Bereich zu einem Musterland für die sich in den 1960er und 1970er Jahren durchsetzende Erneuerung des Strafvollzugs werden. Dr. Holger Zinns (Wiesbaden) Habilitationsprojekt zur Wirtschaftsgeschichte des RheinMainGebiets stellt sich einer enormen Quellenfülle und gewichtiger methodischer Probleme. Der Referent führte dies an der Entstehungsgeschichte des Begriffs „RheinMainGebiet“ und an der – ungeklärten – Frage nach dessen räumlicher Abgrenzung vor. Gegenüber den älteren Versuchen einer rein räumlichen oder nur an Gewerbestandorten orientierten De?nition verknüpft sein Ansatz bei den Pendlerbewegungen räumliche und gewerbliche Perspektive zu einer De?nition, welche der Ausdehnung des Wirtschaftsraums entspricht. Michael Müllers (Marburg) in Arbeit be?ndliche Dissertation widmet sich der Wirtschaftsund Sozialpolitik unter dem hessischen „Landesvater“ Georg August Zinn. Müller legte dar, wie die Regierung Zinn auf der Basis der Wirtschaftskraft des RheinMainGebiets und einer wirtschaftsfreundlichen Politik zielstrebig mit einer „PlanPolitik“ (Jugendplan, kleiner und großer Hessenplan etc.) die Entwicklung des Landes insbesondere auch im ländlichen Raum förderte und damit zu einem sozialdemokratischen Musterland und Gegenentwurf zur Adenauerschen Po litik entwickelte. Europäische Ethnologie/Volkskunde Thomas Schindler (Marburg) stellte die „Marburger Irdenware“ vor, die Mitte des 19. Jahrhunderts mit ca. 60 Töpferwerkstätten mit ca. 600 Mitarbeitern einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Universitätsstadt bildete. Das seit etwa zwei Jahrzehnten wieder in der Marburger Oberstadt verkaufte Alltagsgeschirr mit seiner prägnanten Motivik wurde vor 150 Jahren europaweit verkauft; noch heute ist Paris der wichtigste Umschlagplatz der zur Antiquität gealterten „Marburger Ware“. Schindler will mit seiner Dissertation die wirtschafts, sozialund technikgeschichtlichen Aspekte der Produktion, ebenso aber auch die kulturgeschichtliche Seite der Rezeption dieser Töpferware untersuchen. Der Tagung gelang es in einem nicht unbedingt zu erwartenden Maße, einen die Fachgrenzen überschreitenden Austausch zur hessischen Geschichte und Landeskunde zu führen. Die während der Tagung geknüpften Kontakte werden sicherlich ihre Fortsetzung ?nden – hoffentlich auch in einer weiteren Nachwuchstagung. Wolfgang Breul Die Verleihung des Wissenschaftspreises 2003 Am 10. Dezember verlieh im Rahmen einer Abendveranstaltung des VHG, in Verbindung mit seinem ZV Marburg sowie dem Hessischen Staatsarchiv Marburg, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Udo Corts im Landgrafensaal des Staatsarchivs den vom VHG für das Jahr 2003 ausgelobten und dieses Mal vom Lande Hessen, d.h. dem HMWK mit 6000 Euro dotierten Wissenschaftspreis an Dr. Markus C. Blaich für dessen Arbeit über „Das Gräberfeld von Eltville (5.8. Jahrhundert n.Chr.). Beiträge zur frühmittelalterlichen Siedlungsgeschichte des Rheingaus“. Die Laudatio hielt Dr. Jürgen Kneipp (Fritzlar). Dr. Blaich, 1968 in Ingelheim geboren, ausgebildet zum Archäologen an der Universität in Mainz, Marburg und Freiburg