taufen zu lassen, sondern auch Bonifatius als seinem Bischof in allem zu gehorchen, ihm „ein Haus zum Wohnen“ zu errichten und Kirchen zu gründen. Hier sollten schon die ersten Anfänge einer kirchlichen Organisation mit einem festen Amtssitz für den Bischof geschaffen werden. Dies lässt erkennen, dass bei den Thüringern die älteren christlichen Ansätze bereits viel weiter gediehen waren als bei den Hessen.

Abb. 2: Zwei Dinge, die das heutige Bild des Bonifatius bestimmen: oben tauft er, unten findet er seinen Märtyrertod

Dies war Bonifatius seit seinem ersten Besuch im Jahre 719 wohlbekannt. Schon sein erstes Schreiben hatte 722 Papst Gregor

II. an eine Reihe christlicher thüringischer Großer gerichtet, deren Namen ihm Bonifatius genannt hatte. An sie und andere Große des Volkes wandte sich nun Bonifatius „und brachte sie dazu, die Blindheit ihrer Unwissenheit abzutun und den schon früher empfangenen christlichen Glauben wieder anzunehmen“, wie sein Biograph berichtet. Auch traf er bereits einen thüringischen Klerus an.

Er war freilich zu einem erheblichen Teil sittlich verwildert oder von heidnischen Vorstellungen angegriffen, missachtete die kanonischen Vorschriften und weigerte sich in Teilen auch zunächst, die Autorität des Bonifatius anzuerkennen. Daneben gab es hier eine besondere Gruppe von Geistlichen, die „einen gewaltigen Widerstand gegen den Mann Gottes erregten“. Es gilt heute als sicher, dass es sich um Angelsachsen aus dem Umkreis Willibrords handelte, die in Thüringen zurückgeblieben waren und sich nun gegen den neuen Oberen stellten. Auch ihren Widerstand konnte Bonifatius rasch überwinden; sie wurden als ketzerische Volksverführer des Landes verwiesen.

Über Bonifatius' Arbeit in Hessen und in Thüringen in den nächsten nahezu zehn Jahren wird nur wenig Konkretes überliefert. Deutlich wird aber dies: Er war mit einer großen Schar von Helfern – Weltgeistlichen und Mönchen – tätig, und nicht nur er selbst, sondern auch seine Gehilfen predigten, tauften, errichteten Kirchen und betrieben die Seelsorge der entstehenden Gemeinden allenthalben im Lande – Ortsnamen werden freilich fast gar nicht genannt. Immerhin erfahren wir, dass er dem Angelsachsen Wunibald sieben Kirchen zur Betreuung übergab, darunter die in Sülzenbrücken (bei Arnstadt), bei der Wunibald seinen Sitz hatte. Außerdem errichtete er – wohl schon um 725

in Erfurt eine Kirche, auf einem Grundstück, das er von einem ansässigen Grundherrn erhalten hat. Es gilt heute als sicher, dass es sich um das erste Gotteshaus an der Stelle des späteren Domes handelte.

Auch in Thüringen gründete Bonifatius früh eine Niederlassung von Geistlichen, und zwar in Ohrdruf. Doch während er dies in Hessen mit Fritzlar bei dem Hauptort des Stammes unternahm, wählte er in Thüringen dafür einen Platz abseits des alten Zentrums Erfurt. Den Grund kennen wir nicht. Jedenfalls war es nicht etwa ein schon vorhandenes Kloster auf dem Erfurter Petersberg, das bereits 706 auf Veranlassung des Frankenkönigs Dagobert vom elsässischen Kloster