Weißenburg aus gegründet worden sein soll; denn dieses Kloster hat es, wie jüngste Untersuchungen ergaben, höchstwahrscheinlich nicht gegeben.

Seit langem hat sich eingebürgert, die von Bonifatius in Amöneburg, Fritzlar und Ohrdruf geschaffenen Niederlassungen als Klöster zu bezeichnen. Jedoch wie die Nachrichten u. a. über Fritzlar deutlich erkennen lassen, handelte es sich bei ihnen nicht um Klöster im strengen benediktinischen Sinne, sondern um Klerikergemeinschaften an einer Kirche, bestehend aus Weltgeistlichen wie aus Mönchen, mit eigener Regel für ihr Zusammenleben und einem Abt als Leiter. Ihre Aufgabe war es, den Gottesdienst und die Seelsorge für die schon Bekehrten zu verse-hen, den christlichen Glauben weiter zu verbreiten, neue Kirchen zu versorgen sowie nicht zuletzt den erforderlichen Nachwuchs an Geistlichen heranzubilden; deshalb wurden sie sogleich auch mit einer Art Schule verbunden. Sie waren zentrale Stützpunkte und Rückhalt für die missionarische und organisatorische Arbeit im Lande.

Der erste Fritzlarer Abt Wigbert übrigens, erfolgreich auch in der Leitung der dortigen Schule, wurde als bewährter Organisator und Leiter von Bonifatius nach Ohrdruf versetzt. Nach mehreren Jahren kehrte er nach Fritzlar zurück, wo er als „Ruheständler“ starb. Seit dem ausgehenden 8. Jahrhundert im Kloster Hersfeld beigesetzt, wurde er dort bald als Heiliger verehrt.

V

So viele Menschen waren inzwischen zum rechten Glauben bekehrt worden, so sehr breitete sich der christliche Glaube weiter aus, dass sich Bonifatius, wie er nach Rom berichtete, nicht mehr imstande sah, seine seelsorgerischen Aufgaben zu erfüllen – und zwar als Bischof. Daher übersandte ihm Papst Gregor

III. 732, zehn Jahre nach der Bischofsweihe, das Pallium, erhob ihn also zum Metropoliten, ernannte ihn zum Erzbischof und beauftragte ihn, in seinem Arbeitsgebiet Bischöfe zu bestellen. Das Christentum war also bei Hessen und Thüringern jetzt so weit verbreitet und gefestigt, dass es als nötig und möglich erschien, in der Form von Bistümern eine dauerhafte kirchliche Organisation aufzubauen. Doch ist es in den folgenden Jahren dazu nicht gekommen. Sicherlich machten sich bereits jene Widerstände im fränkischen Adel und Episkopat bemerkbar, die in den vierziger Jahren Bonifatius bei der großen Reform der fränkischen Kirche so sehr behinderten. Zu vermuten ist, dass deshalb vor allem die nötige Unterstützung der Staatsgewalt ausblieb. Auch die Bedrohung des Frankenreiches durch die im Südwesten von Spanien aus eingedrungenen Araber – erinnert sei an die Abwehrschlacht Karl Martells bei Poitiers im Jahre 732 – wird das Ihre beigetragen haben.

Nachdem Bonifatius auch dem schon länger christianisierten Mainfranken seine Aufmerksamkeit zugewandt hatte, bestellte ihn Papst Gregor III., wahrscheinlich 737/738, zum apostolischen Legaten für Germanien, d. h. zu seinem unmittelbaren und mit allen Rechten versehenen Stellvertreter für die rechtsrheinischen Gebiete. Die Aufgabe umfasste nun neben dem Aufbau von Bistümern und Diözesen als Teil der Gesamtkirche die innere Reform der bestehenden Kirche, so dass sich Bonifatius' weitere Tätigkeit zunehmend auf die Kirchenreform und die Kirchenpolitik verlagerte. Seine anschließende Neuordnung der Kirche des bayerischen Herzogtums mit den vier Bistümern Salzburg, Passau, Regensburg und Freising wurde über ein Jahrtausend mitbestimmend für die Geschichte Süddeutschlands; sie bestand bis 1803.

VI

Erst Anfang der vierziger Jahre folgte die Errichtung von Bistümern in Bonifatius' langjährigem Arbeitsgebiet: in Würzburg für Mainfranken, in Büraburg bei Fritzlar für die Hessen und in Erfurt für die Thüringer. Wann genau er die drei Bistümer gründete, ist nicht überliefert, sondern wir erfahren die schon vollzogene Gründung erst aus einem Schreiben an Papst Zacharias aus dem Jahre