742. Nach jahrzehntelanger Diskussion hat sich die Ansicht durchgesetzt, Bonifatius habe die Bistümer noch im Jahre 741 errichtet. Ebenso wurde lange erörtert, welcher Art die Plätze waren, die Bonifatius als Bischofssitze auswählte. Denn er verwendet in seinem Schreiben für sie nicht das in der kirchlichen Terminologie übliche lateinische Wort civitas, sondern bezeichnet sie als castellum (Würzburg), oppidum (Büraburg) und locus, ... qui fuit iam olim urbs pagano-rum rusticorum (Erfurt), während der Papst in seiner Antwort 743 ihn auf die kanonischen Vorschriften bezüglich der Eignung von Orten als Bischofssitze hinwies. Hieraus wurde immer wieder gefolgert, die Plätze seien im Sinne des Kirchenrechtes eigentlich nicht als Bischofssitze geeignet gewesen.

Dies trifft jedoch nicht zu. Denn zum einen wurden die von Bonifatius verwandten Begriffe seit langem in der Terminologie der Kurie gleichbedeutend mit lat. civitas (Stadt) benutzt, hat er also keinesfalls den Papst im Unklaren gelassen. Zweitens handelte es sich bei allen drei Orten um Siedlungsplätze, die sich weit über die ländlichen Siedlungen der Zeit heraushoben und ihresgleichen in der näheren und weiteren Umgebung nicht hat-ten. Sie waren die tatsächlichen Mittelpunkte ihrer Landschaften, wie die antiken und später die mittelalterlichen Städte; im Falle von Erfurt sagt Bonifatius es selbst: „ein Ort, der seit langer Zeit eine Stadt der heidnischen Landleute war“.

Für Würzburg und für Büraburg weihte Bonifatius die Angelsachsen Burchard und Witta. Für Erfurt aber ist kein Name eines Bischofs überliefert. Doch weihte Bonifatius im nahen Sülzenbrücken in der Kirche des Priesters Wunibald dessen Bruder Willibald ebenfalls zum Bischof. Willibald hatte kurz vorher damit begonnen, in Eichstätt im bayerischen Nordgau ein Kloster zu errichten, und war von Bonifatius nach Thüringen gerufen worden. Er steht zwar in Eichstätt an der Spitze der dortigen Bischofsreihe; doch war er sicherlich ursprünglich für Erfurt vorgesehen. Erst als endgültig für ihn in Erfurt kein Bleiben als Bischof mehr war, stand Willibald seinem Kloster Eichstätt als Abt mit Bischofsweihe vor; zum selbständigen Bischofssitz wurde Eichstätt erst rd. 20 Jahre später unter Karl dem Großen.

VII

Mit der Gründung der drei mitteldeutschen Bistümer hatte Bonifatius in seinem Arbeitsfeld die Mission und den Aufbau der ersten Kirchenorganisation zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Jetzt fügte er inmitten der drei Bistümer mit der Gründung des Klosters Fulda (744) als dauerhaftes geistlich-geistiges Zentrum gleichsam den Schlussstein ein. Damit kehrte er zugleich zu seinem „ersten Le-ben“ als Mönch zurück. Hier gedachte er seine Vorstellungen vom benediktinischen Leben in seinem Kloster beispielhaft zu verwirklichen. Doch lebte er selbst nicht in Fulda, sondern suchte sein Kloster nur immer wieder zu kürzeren oder längeren Aufenthalten auf.

Nachdem Bonifatius schon von Beginn seiner Arbeit auf dem Kontinent die Reform der kirchlichen Zustände gleichsam nebenbei ständig mitverrichtet hatte, widmete er sich jetzt als päpstlicher Legat vor allem der inneren Reform und dem Neuaufbau der fränkischen Reichskirche im Großen, insbesondere mit Hilfe mehrerer Synoden. Wenn er auch von den Hausmeiern gestützt wurde, stieß der landfremde, kompromisslose Angelsachse auf große Widerstände im fränkischen Episkopat und Reichsadel. Im Zuge dieser Reformarbeit erhielt er 746/747 den vakanten, aus der Römerzeit stammenden Bischofssitz Mainz. Bald darauf hat er selbst die von ihm gegründeten Bistümer Büraburg und Erfurt wieder aufgehoben und sein altes mitteldeutsches Arbeitsfeld seinem traditionsreichen rheinischen Bistum Mainz angegliedert. Damit sicherte er diesen Grenzregionen des Frankenreiches für die Zukunft die dauerhafte geistlich-kirchliche Versorgung.

Im hohen Alter von 82, mindestens aber 79 Jahren kehrte Bonifatius, noch immer rastlos tätig, zu seinen Anfängen auf dem Kontinent zurück, zur Friesenmission. Hier