schloss sich der Kreis, als er am 5. Juni 754 bei Dokkum den Märtyrertod fand. Beigesetzt wurde er, wie von ihm gewünscht, in seinem Kloster Fulda, wo er bis heute ruht.

In dieser Zeit hatte ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Frankenreiches begonnen, so als im Jahre 751 die bisherige Königsdynastie der Merowinger durch das Haus der Karolinger abgesetzt wurde – mit der Autorität des Papstes, den man zuvor um Rat gefragt hatte, und mit der zur Legitimation des neuen Königs eingeführten kirchlichen Salbung. Hieran hatte Bonifatius keinen Anteil mehr. Doch gehört es zu seinen Verdiensten, die Voraussetzungen dafür mit geschaffen zu haben, indem er den Franken den Blick nach Rom geöffnet und die Neuordnung ihrer Reichskirche nach kanonischen Maßstäben eingeleitet hat, so dass sie zur romverbundenen fränkischen Landeskirche werden konnte – eine der Voraussetzungen für das spätere Kaisertum Karls des Großen und eine der Grundlagen der mittelalterlichen Geschichte des späteren Deutschen Reiches.

In Hessen und Thüringen aber bleibt sein Name mit der endgültigen Durchsetzung des Christentums und den Anfängen der dauernden kirchlichen Organisation im Lande verbunden, ebenso mit der Gründung der bis zum Ende des Alten Reiches bestehenden Reichsabtei Fulda. Seit der Vereinigung der Bistümer Büraburg und Erfurt mit dem Mainzer Stuhl durch Bonifatius erstreckte sich die mittelalterliche und frühneuzeitliche Diözese der Mainzer Erzbischöfe bis zum Ende des Alten Reiches durch Hessen und Thüringen bis zur Saale. So verdanken beide Länder in weiten Teilen den Verlauf ihrer Geschichte bis in die Neuzeit dem Manne, dem als „Apostel der Deutschen“ zu Recht ein wesentlicher Anteil an der „christlichen Grundlegung Europas“ zugeschrieben wird.

Karl Heinemeyer

Abbildungen 1 und 2 aus: Bonifatius. Vom angelsächsischen Missionar zum Apostel der Deutschen, hg. v. Michael Imhof und Gregor K. Stasch, Peters-berg: 2004

Bonifatius Der Missionar mit Beil und Schwert

Vor dem Fuldaer Schloss, dem Bonifatius-Denkmal gegenüber, ist eine große Skulptur aufgestellt worden, die an den gewaltsamen Tod des Missionars und Bischofs vor 1250 Jahren erinnert: Man sieht ein überdimensional großes Buch, durch dessen Mitte ein Dolch gestoßen worden ist. Das Bildmotiv kehrt auf den Fahnen, den Plakaten und dem Katalog-Titel wieder, die aus Anlass der Bo-nifatius-Feiern in Fulda gestaltet wurden. Die Symbolik ist klar und seit Jahrhunderten vertraut. Denn als der etwa 80-jährige Bonifatius am 5. Juni 754 im friesischen Dokkum während eines Gottesdienstes von Räubern erschlagen wurde, soll er ein Buch zu seinem Schutz hochgehalten haben. Mit dem Buch konnte Bonifatius seinen Tod nicht verhindern. Aber aus seinem Besitz ist ein Codex Ragyndrudis erhalten, das im oberen Teil gespalten ist und das Bonifatius als Schutz gedient haben mochte. Die aus dem achten Jahrhundert stammende Handschrift gehört zusammen mit zwei anderen zu den wertvollsten Stücken der Bonifatius-Ausstellung im Dommuseum. Überhaupt ist man im Dommuseum von Fulda dem Mann, der aus dem englischen Exeter (Wessex) kam und der das spätere Deutschland für das Christentum eroberte, am nächsten. Dort steht der silberne Altar, in dem der Schädel von Bonifatius und der Dolch, mit dem er ermordet worden sein soll, als Reliquien aufbewahrt werden. Und nebenan, in der Unterkirche des Domes, befindet man sich im Zentrum der Bonifatius-Verehrung. Dort ist über seinem Grab ein Altar errichtet worden, der in Alabasterreliefs (1704-1708) von Johann Neudecker die Ermordung und Auferstehung von Bonifatius veranschaulicht. Gewalt gehört zum Bild des Bonifatius nicht nur, weil er getötet wurde. Er selbst griff notfalls zur Gewalt. Seine legendärste Tat in dieser Hinsicht vollbrachte er 723 in Geismar (Fritzlar / Schwalm-Eder-Kreis), wo er die mächtige Eiche fällte, die