Rainer Atzbach
Am 13. und 14. Oktober 2004 fand im Hessischen Staatsarchiv Marburg der Kongress „Neue Wege ins alte Hessen“ statt. Veranstalter war das neue Sachgebiet Mittelalter und Neuzeit der Archäologischen Denkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. Es war im Rahmen des Konzepts „hessenArchäologie 21“ zur Bündelung der Kompetenzen zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Archäologie in der Marburger Außenstelle angesiedelt worden. Ziel des Kongresses war eine Standortbestimmung der hessischen Forschung für die Epoche zwischen 450 n. Chr. und 1950 sowie die Vorstellung des neuen Sachgebietes.
Die Vorträge reihten sich in fünf Sektionen. Im ersten Bereich „Die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Forschung und Denkmalpflege“ präsentierten die bereits etablierten Nachbarreferate für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Baden-Württemberg und im Landschaftsverband Westfalen-Lippe ihre Arbeit. Trotz haushaltsbedingter Mittelkürzungen der jüngsten Zeit konnten beide eine beeindruckende Bilanz vorlegen, die sowohl die Notwendigkeit als auch die Effizienz eines adäquat ausgestatteten Sachgebietes eindringlich vor Augen führte. Die Sektion „Siedlungen, Burgen, Sakralbauten“ gab eine Übersicht zum hessischen Forschungsstand. Der reiche Quellenbestand ermöglichte bereits wichtige Forschungen, insbesondere zu Burgen, Städten und Synagogen, aber auch auf dem Gebiet der Sakralbauten sind erste Erfolge zu verzeichnen. In einem öffentlichen Vortrag am ersten Tagungsabend präsentierte der Bamberger Ordinarius Ingolf Ericsson außerordentlich anschaulich die Erkenntnismöglichkeiten „Wenn Urkunden schweigen und Scherben sprechen“.
Der zweite Tag zeigte die „Archäologie im Spiegel der Nachbarwissenschaften“. Hier offenbarte sich das enge Forschungsnetzwerk von Landesgeschichte, Numismatik, Baudenkmalpflege und Naturwissenschaften, das hervorragende Startbedingungen für die Arbeit des neuen Sachgebietes gewährleistet. Die „Archäologie des Spätmittelalters und der Neuzeit“ gab ebenso wie „Aktuelle Beiträge zu archäologischen und baugeschichtlichen Forschungen“ eine facettenreiche Übersicht zu ausgewählten Forschungsprojekten, das Spektrum der Vorträge wurde durch 14 Poster- und Tischpräsentationen abgerundet. Insgesamt zeigte der Kongress, welche Vielfalt und Perspektiven die archäologische Landesforschung zu Mittelalter und Neuzeit in Hessen bieten wird, aber auch wie wichtig eine fachlich kompetente Denkmalpflege gerade für die Bewahrung und Erschließung der Quellen dieser Epochen ist.
Der Tagungsband wird als Beiheft der Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters erscheinen.
Rainer Atzbach
Das Land Hessen konzentriert seine Archäo-logie-Forschung künftig in Marburg. Die aus archäologischen Fundstellen und Ausgrabungen gewonnenen Kenntnisse sollen dort den Behörden und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden. Bisher fehlte eine zentrale Stelle, die alle Ergebnisse der zahlreichen Grabungen in Hessen nach dem Zweiten Weltkrieg bündelt.
Ziel der Umstrukturierung ist es, Ausgrabungen und Forschung hessenweit zu koordinieren, auszuwerten und zugänglich zu machen. Geplant ist die Schaffung eines Zentral-Depots in Marburg, um archäologische Funde über einen längeren Zeitraum aufbewahren zu können. Momentan werden sie von der Denkmalpflege restauriert und gesäubert.
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