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Aus Stadt und Land
der Hohen Rhön) vor die Tore der Stadt und der Freiheit und schießen mit Steinkugeln in die Wohngebiete. Durch tapfere Gegenwehr der Bevölkerung veranlasst, ziehen sie sich wieder zurück.
1511 wird die Stadt Homberg erstmals durch Soldaten der erbverbrüderten Herzöge von Sachsen erobert, die als Regenten des noch nicht mündigen 7-jährigen Landgrafen Philipp eingesetzt sind und die Gelegenheit nutzen, sich das Hessenland unter den Nagel zu reißen, noch ehe der junge Philipp erwachsen wird. Durch diese so genannte „Hühnerfehde" verliert Homberg den Ruf als Festungsstadt durch das Niederreißen der Stadt- und Freiheiter Tore. Später, veranlasst durch einen Staatsstreich der Landgrafenmutter Anna, wird Philipp Landgraf von Hessen und stellt die alten Rechte wieder her. Ein größeres Rittergut der Familie von Dalwigk entsteht in der Freiheit. Der spätere Hof Reinhart. Leider sind hierüber keine genauen Quellen mehr vorhanden. Im 13. und 14. Jahrhundert wird der Ruf nach Hospitälern wegen des allgemeinen Elends armer und kranker Menschen immer lauter. Zunächst entstehen Kirchen- und Klosterhospitäler. Zwei Hospitäler in Niederhessen nehmen hier eine Sonderstellung ein. 1367 Treysa, und ein Jahr später, 1368, wird das Homberger „Hospital zum Heiligen Geist" durch den Bürger Heinrich Bischof aus der Wollhandelsfamilie Bischof gebaut. Offensichtlich gibt es in der Oberstadt keinen geeigneten Bauplatz mehr, sodass man in die Freiheit ausweichen muss. Homberg hat dank des blühenden Wollhandels eine bedeutsame wirtschaftliche Stellung erreicht. So ist unter den führenden Familien Gemeingeist und Opfersinn stark ausgeprägt, nicht zuletzt aus Sorge um das Seelenheil. Als 1374 der Bau des Kirchturms der St. Marienkirche begann, wurde der Kirchturm der Hospitalkirche bereits fertiggestellt. Leider fehlen auch hierüber fast alle Urkunden aus der Gründerzeit. Im Jahre 1563 lässt Landgraf Philipp der Großmütige nach der Grün
dungsurkunde suchen. Die Antwort aus Homberg aber lautet: „ Wir haben nochmals nach der Fundation gesucht, aber wir bezeugen vor Gott, den niemand betrügen kann und bei unserm Seelenheil, dass wir nach fleißiger Suchung nicht mehr denn zuvor geschehen, finden können. " Lediglich über der gotischen Eingangspforte des heutigen Altbaues ist eine steinerne Urkunde zu erkennen. Sie trägt eine lateinische Inschrift: Ins deutsche übersetzt: „Tausenddreihundertneunundsechzig weniger eins, hat der Priester Heinrich, mit Beinamen Bischof genannt, die Kirche errichtet, fünf Altäre begabt zu Lobe Christi und allen Kranken zum Trost. Dieser behielt sich vor, über soviel, wie er selbst gestiftet hat, zu bestimmen. Das Patronatsrecht übertrug er seinen Erben." Ab 1526, dem Jahr der Reformation durch die Homberger Synode, wird die Kirche St. Nikolaus nicht mehr zu gottesdienstlichen Zwecken benutzt. Die Glocke, Kirchengeräte und der Taufstein wandern in die Hospitalkirche. Fortan ist die Hospitalkirche auch das Gotteshaus der Freiheiter. 1532 wird die ehemalige St. Nikolauskirche für 100 Gulden dem Rat der Freiheit verkauft und zum Rathaus umgebaut. Durch die Zweckentfremdung des Kirchenbaus geht es abwärts mit dem Gebäude. 1582 werden in dem Gebäude erstmals Eichenstämme für die Homberger Wasserleitungen aufgebohrt. 1608 wird der Kirchenbau als Getreidelager benutzt. Im 30jährigen Krieg wird das Haus zum Pulverlager. Ab 1665 wieder als städtisches Bohrhaus verwendet. Das ehemalige Kirchengebäude St. Nikolaus wird im 18. Jahrhundert abgerissen. Bei Ausgrabungsarbeiten im Jahr 1996 sind erstmals wieder Teile derGrundmauern freigelegt und eingemessen worden. Leider hat man es dabei versäumt, den Grundriss durch eine Pflasterung der Nachwelt dauerhaft sichtbar zu machen. Was nicht ist, kann ja noch kommen. 1536 wird die Freiheit durch Beschluss des Landgrafen Philipp des Großmütigen als 4. Geburde in die Stadt integriert. Im oberstädtischen Mau-
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