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Aus Stadt und Land
erring wird das „Neue Tor" als Verbindung zwischen Oberstadt und Freiheit gebrochen und das Amt des Freiheiter Bürgermeisters aufgehoben. Um 1550 erkaufen die Freiheiter die Grabstätten an der ehemaligen St. Nikolauskirche, um sie als Friedhof weiter benutzen zu können. Ab 1580, nach Erschließung eines Teils des landgräflichen Schlosshaines vor dem Westheimer Tor als städtischer Totenhof, (heute der alte ParkFriedhof), wird die Begräbnisstätte auf dem St. Nikolausplatz geschlossen und die Freiheiter Bürger nun hier begraben. Vor dem „Neuen Tor" in der Freiheit steht ein wuchtiger Fachwerksbau. Ab 1616 wird er unter Landgraf Moritz als freier landgräflicher Burgsitz erbaut und gelangt später in den Besitz der Grafen von Wallenstein. Magdalene Elisabeth von Wallenstein und ihre Tochter, Freifrau Amalie von Görtz setzen ein Testament auf, in dem das „Freiadlige Wallensteinsche Damenstift" begründet wird. 1783, nach dem Tode der Gründerin, tritt die Stiftung von Wallenstein ins Leben. Insgesamt 12 ledige, evangelische Damen, Kapitularinnen genannt, an der Spitze eine Äbtissin und als Vertreterin eine Dechantin, bewohnen das Stift. Nachdem die Insassen sich am Dörnbergschen Aufstand 1809 gegen den französischen so genannten „König von Westfalen", Jéröme Bonaparte, beteiligt haben, verhängt Jéröme harte Strafen. Die seit 1796 als Äbtissin eingesetzte Charlotte, Christiane Wilhelmine von Gilsa und die Dechantin Marie Anna (Marianne) vom und zum Stein, Schwester des preußischen Ministers, Reichsfreiherrn Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein und weitere Damen werden festgenommen. Das Stiftsvermögen wird samt dem Haus beschlagnahmt und das Stift geschlossen. Nach dem Ende der Freiheitskriege wird das Stift durch die Hilfe des Kurfürsten Wilhelm I. wieder eröffnet. Nach dem Tod der Freifrau von Gilsa, 1822, wird Marianne vom und zum Stein Äbtissin. Das Stift wird 1832 nach Fulda verlegt, wo es bis heute besteht. Das Schulwesen erhält in die
ser Zeit ebenfalls eine Neuordnung. Neben dem Stiftsgebäude entstehen zwei große Schulgebäude. Hier zieht das kurfürstliche Lehrerseminar ein. Das Stiftsgebäude beherbergte die Lehrer und Professoren. Nach dem Neubau des Lehrerseminars in preußischer Zeit ab 1876 an der ehemaligen Bahnhofstraße, zieht die bisher in der Oberstadt angesiedelte Stadtschule in die nun freistehenden Gebäude ein. So wird aus der ehemals bäuerlichen und kleinbürgerlichen Freiheit, der Homberger Hauptumschlagplatz für Kultur, Bildung und Wissenschaft.
1806 wird auch die Hospitalkirche wegen Baufälligkeit abgebrochen. Der Taufstein und die Abendmahlsgeräte wandern in die St. Marienkirche. Die Stiftung „Hospital zum Heiligen Geist" ist nun eine gesamtstädtische Einrichtung. Höhen und Tiefen durch Kriege und Inflationen hat diese älteste Homberger Stiftung erlebt. Das Hospitalvermögen hat sich im Laufe der Jahrhunderte ständig vergrößert. In der Hospitalakte von 1826 wird die Stiftung als „reich" bezeichnet. 1860 sind insgesamt 59.971 Taler an Kapitalvermögen vorhanden. 1865 wird ein „Hospitalrat" gebildet, der sich mit der Aufnahme von Personen in das Hospital zu befassen hat. Seit 1888 verwaltet ein Vorstand das Hospital. Er besteht aus dem Landrat des Kreises Homberg, den beiden Homberger Pfarrern und dem Bürgermeister der Stadt. Der Kapitalstock weist 200.888,- Mark neben Grundbesitz über Äcker, Wiesen, Gärten und Wald in der Gemarkung Homberg, Holzhausen, Harle und Leuderode aus. 1965 beträgt das Stiftungsvermögen ca. 500.000 DM, es setzt sich zusammen aus den Gebäuden, 23 ha Ackerland und Wiesen in der Gemarkung Homberg und Holzhausen und 18 ha Wald bei Leuderode. Der Stiftungsrat, durch Politiker der Stadt Homberg und des Kreises unterstützt, beschließt nun den Bau eines Altenwohnheimes mit einem Kostenaufwand von 1.5 Millionen DM am Hang des Schlossberges. Das Stiftungsvermögen wird völlig aufgebraucht und die Einweihung des neuen
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