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Aus Stadt und Land
tern geöffnet und archäologisch untersucht (Abb. 1).

Abb. 1: Vereinfachter Gesamtplan der Ausgrabungen von 1970/71 (nur Mauerbefunde) nördlich der Marburger Elisabethkirche. Zusätzlich dargestellt sind die westliche Wand des Firmaneispeichers und Teile der Grundmauern des Konradbaus, die im Rahmen baubegleitender Untersuchungen durch die Außenstelle Marburg der Archäologischen Denkmalpflege 1996 und 1997 dokumentiert wurden (Zeichnung: Rainer Atzbach).

Abb. 2: Rekonstruktion des Fachwerkhauses aus dem frühen 13. Jahrhundert (Zeichnung: Rainer Atzbach).

Vor dem Eintreffen Elisabeths im frühen 13. Jahrhundert ist keine nennenswerte Siedlungstätigkeit auf dem Schwemmkegel zwischen Ketzerbach und dem Schwarzen Wasser, einem Nebenarm der Lahn, festzustellen. Damit sind jene älteren Theorien endgültig obsolet, die eine Gründung des ältesten Hospitals in einer sumpfigen Niederung, in einem aufgelassenen Hof oder gar in einer alten Burgstelle vermuteten.

Als ältester Baubefund konnte im Zentrum des Grabungsareals der Überrest eines annähernd quadratischen Ständerbaus identifiziert werden (Rekonstruktion: Abb. 2).
Nach Ausweis der vergesellschafteten Keramik, aber auch des Bautyps, der am Übergang vom Pfosten- und Ständerbau steht, ist er durchaus in Zusammenhang mit Elisabeths Gründung zu bringen; auch nach schriftlicher Überlieferung bestand sie aus mehreren Gebäuden. Die nach dem Tode der Heiligen einsetzende Wallfahrt strebte zu ihrer Grabstätte, über der ihr Beichtvater Konrad von Marburg 1232 wohl als Erneuerung ihres ersten Hospitals eine langgestreckte einschiffige Kirche, den so genannten Konradbau, errichtete. Zwischen ihm und dem Ständerbau konnten insgesamt 16 Bestattungen erfasst werden, darunter eines der wenigen in Europa dokumentierten Dreiergräber (Abb. 3). Wahrscheinlich endete die Belegung 1244 mit der Überbauung durch das Querhaus der Elisabethkirche.
Die Übertragung des Geländes an den Deutschen Orden führte seit 1234 offensichtlich zu tiefgreifenden Umgestaltungen, hier ist an erster Stelle 1235 der Baubeginn der bis heute erhaltenen gotischen Kirche zu nennen. Im frühen 14. Jahrhundert wurden ihre Türme vollendet. In diesem Kontext ist die Anlage von zwei Glockengussgruben zu sehen, deren eine sich wahrscheinlich mit der Gussgrube der Elisabethglocke identifizieren lässt.

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