Aus Stadt und Land
Im Spätmittelalter wurde das einstige Brüderspital des Deutschen Ordens in eine Destillerie mit lukrativem Schankbetrieb umgebaut - sehr zum Ärger der benachbarten Bürgerstadt. Ein intensiver Niederschlag frühneuzeitlichen Trink- und Schankgeschirrs dokumentiert das muntere Treiben, das so als Bodenurkunde die Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges ebenso überdauerte.
Abb. 3: Das Dreiergrab (2. Drittel 13. Jh.) Bef. 39, eine genetische Analyse soll klären, ob es sich um eine Familie oder eine Reisegemeinschaft handelt (Foto: Ronald Breithaupt und Ubbo Mozer).
Der nächste Ausstellungsbereich widmet sich den Hohen Hospitälern. Sie wurden im Zuge der Reformation von Landgraf Philipp dem Großmütigen mit dem Vermögen aufgelassener Klöster 1533 bis 1544 gegründet. Eine begehbare Hospitalszene orientiert sich vorzugsweise an den Quellen über das Hospital Haina im 18. Jahrhundert. In diesem ehemaligen Zisterzienserkloster konnten Menschen mit ganz unterschiedlichen Gebrechen, aber auch „Geisteskranke" und „Irre" dauerhaft Aufnahme finden. Das frühneuzeitliche Hospital bildet die Schnittstelle zwischen hochmittelalterlicher Tradition und dem Wandel zum modernen Krankenhaus.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts änderte sich das Verständnis des Dienstes am Kranken grundlegend. Der Säkularisation des Marburger St. Elisabethhospitals im Jahre
1809 folgte nach und nach der Ausbau der Universitätskliniken. Um 1900 verfügte Marburg über ein an den modernen medizinischen Fachdisziplinen ausgerichtetes Klinikviertel.
Abb. 4: Die große Glockengussgrube (fr. 14. Jh.) Bef. 26. Der Stand der Glockenform ist aus sorgfältig zugerichteten Sandsteinplatten gesetzt und zeigt eine mittige Feuergasse. Im Vordergrund der Pfahlgründung des Schmelzofens (Foto: Ubbo Mozer).
Der Ausstellungsraum zeigt ein Krankenzimmer der chirurgischen Universitätsklinik am Beginn des 20. Jahrhunderts mit den in dieser Zeit gebräuchlichen Operationsbestecken und Medikamenten. Bilder und Archivalien geben einen Überblick über die Entstehung der neuen klinischen Methoden und über die Entwicklung der Krankenpflege und der neuen Schwesternorden der Vinzentinerinnen und Diakonissen.
Die Ausstellung spannt den Bogen bis zur Gegenwart: am Ende steht eine Intensivstation als Modell der verpönten, aber häufig lebensrettenden Apparate-Medizin und eine Hospiz-Situation als Beispiel für die Fortführung des Caritas-Gedankens im Bereich des menschenwürdigen Sterbens.
Landgrafenschloss - Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schloss 1, 35032 Marburg
Ofnungszeiten: Dienstag - Sonntag; 10-18 Uhr Eintritt: Erwachsene: 4,- €,- Ermäßigt (Studierende / Gruppen ab 15 Pers. / Schwerbehinderte): 3,- €,; Kinder ab 6 Jahren und Schüler: 2,- €,Audio-Guide. 2,50 €
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