Schutzhülle des Elisabethschreins) und eine Schildesammlung des 13. Jahrhunderts - darunter der Schild des ersten hessischen Landgrafen Heinrich I. (1244-1308) - ragen hier besonders hervor.
Von der einstigen kulturgeschichtlichen Sammlung im Ernst-von-Hülsen-Haus zeugen heute immer noch Reste von Bauteilen meist aus ländlicher Marburger Region, die bei der Errichtung des Museumsgebäudes verbaut wurden. Zu den Höhepunkten der dort verwahrten Gemälde gehört seit 1978 „Adam und Eva" des Flamen Louis Finson (s. Abb.).
Wie die bei restauratorischen Maßnahmen im Museum entdeckte Bezeichnung bezeugt, schuf Finson - einer der ersten nicht italienischen, von Caravaggio geprägten Maler - diese großformatige Szene 1610 in Neapel. Zuvor galt das Gemälde als ein Werk, das aus einer in der flämischen Malerei üblichen Zusammenarbeit von mehreren Künstlern hervorgegangen ist; in diesem Fall waren die Figuren Abraham Janssens, das Früchtestilleben Frans Snyders zugeschrieben. Neben Carl Spitzwegs „Der Briefbote im Rosenthal" (um 1858) oder Friedrich August von
Kaulbachs Porträt seiner kleinen Tochter „Hilde" (1907), der späteren Ehefrau von Max Beckmann (genannt „Quappi"), zeigt das Universitätsmuseum ferner zahlreiche Werke von Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts, wie Carl Bantzer („Abendmahl in einer hessischen Dorfkirche" 1891/92, „Schwälmer Tanz" 1893) und Otto Ubbelohde, die den Kreis der Willingshäuser Malerkolonie ergänzen. Aber auch die Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts - NeoImpressionismus, Expressionismus, Neue Sachlichkeit und abstrakte Malerei - sind mit Gemälden, Papierarbeiten und bildhauerischen Werken vertreten. Ernst Ludwig Kirchners Pastell „Zwei sitzende weibliche Akte" (um 1908) und Wassily Kandinskys Aquarell „Roter Kreis" (1923) gehören zu den prominenten Arbeiten, die anlässlich der aktuellen Ausstellung „Bild Buch Wort Welt - Moderne Kunst und ihre Akteure 1901-1937" (6. Juni - 10. August 2008) wieder präsentiert werden. Im Rahmen eines kunsthistorischen Seminars der Philipps-Universität Marburg erarbeitet, beleuchtet diese Schau das Netzwerk von Kunsthistorikern, Verlegern und Galeristen, das der modernen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Blüte verholfen hat. Zwei Arbeitsmethoden werden in dieser Ausstellung vereint, die das Universitätsmuseum auch in Zukunft stärker verfolgen wird: Die Arbeit mit den eigenen Beständen und die Realisierung von Projekten mit Studierenden der Philipps-Universität.
So nutzt auch die Ausstellung im Landgrafenschloß „Wigand Gerstenberg von Frankenberg 1457-1522. Die Illustrationen aus seinen Chroniken. Landeschronik Thüringen und Hessen, Stadtchronik Frankenberg, Ausstellung mit Federzeichnungen und Realien aus dem Spätmittelalter" (12. Juni bis 31. August 2008) die Möglichkeit, die eigenen kulturgeschichtlichen Sammlungsgegenstände im Landgrafenschloß, wie Ludwig Juppes „Ohnmacht Mariens" (um 1495), einzubeziehen (s. Abb.).
Einst gehörte dieses Holzrelief zu einer Kreuzigungsgruppe im Zentrum eines mehrteiligen Passionsaltars und berührte vermutlich an der rechten Reliefkante den senkrechten Kreuzesstamm. Aus dem Gesamtkontext erhalten ist einzig noch das Ölbergfragment im Fuldaer Dommuseum.
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