Militär weiterhin querlege. Und er gab seinen Pfarrkindern einen heißen Tipp: Sie sollten nämlich den herumgereichten Klingelbeutel einfach ignorieren und ihre Spenden stattdessen in die am Kirchenausgang aufgestellten Opferbüchsen mit der Aufschrift „für die Ausstattung der Kirche" werfen. Auf diese Weise kämen wenigstens die Gaben der Pfarrangehörigen von St. Elisabeth der Pfarrei zugute.
Auf diesen Ausweg machte der Seelsorger in der Folgezeit wiederholt im Kirchenblatt aufinerksam und betonte in der Ausgabe vom 22. März 1907, an diese Maßnahme solle man sich halten „bis in diesem Blatte und auf der Kanzel das Endresultat (der Auseinandersetzung) verkündigt ist". Um eine Erhöhung der Kirchensteuer zu vermei
den fordere „das Gebot der Selbsterhaltung" eine solche Regelung „gebieterisch".
Natürlich sorgte dieser nun öffentlich gewordene Streit für Aufsehen, besonders bei den Militärs, die sich an den Pranger gestellt fühlten. Schließlich lenkten sie ein. Das GarnisonKommando Kassel verfügte, das Klingelbeutelgeld sei ab sofort wieder in voller Höhe an die Gemeinde St. Elisabeth abzuliefern und die bisher vereinnahmten Beträge rückwirkend ab 1. Juni 1906, dem Zeitpunkt des Weggangs von Pfarrer Stoff, ebenfalls. Stolz gab Pfarrer Hillenbrand dieses erfreuliche Ergebnis im November 1907 von der Kanzel und im „St. ElisabethBlatt" bekannt.
Erhard Heidrich, Kassel
Zum 250. Geburtstag von Georg Christian Carl Henschel (1759-1835)
Carl Henschel entstammte einer seit Generationen als Stückgießer und Metallhandwerker tätigen Familie mit Wurzeln in Schlesien. Er wanderte als Sproß des Gießener Familienzweiges 1777 nach Kassel zu und trat dort in die im Gießhaus nahe dem Wesertor gelegene Werkstatt des landgräflichen Gießers Johann Friedrich Anton Storck ein. Hier konnte er von den langjährigen Erfahrungen Storcks, vor allem von dessen eingeführtem Betrieb profitieren. Das Gießhaus selbst wurde durch Landgraf Karl 1704-07 errichtet, nachdem schon mindestens seit dem 17. Jahrhundert die Möglichkeit in Kassel bestand, Kanonen, Glocken und andere Metallgußerzeugnisse neben den Hütten in Knickhagen, Vaacke und Vekkerhagen herzustellen.
Henschel scheint früh auch mit neuen Apparaten experimentiert zu haben. Das Gießhaus lieferte spätestens seit den frühen 1780er Jahren Feuerspritzen in die Dörfer in Kassels Umgebung, so 1784 nach Ehringen, sowie Wasserpumpwerke für Gruben (Obermöllrich, 1785). Im häufig gelesenen „Journal von und für Deutschland" des Jahres 1787 wurde, angestoßen von einem im Jahr zuvor erschienenen Bericht über segensreiche, weil leistungsstarke Feuerspritzen in Städten, vom Modell einer solchen Pumpe berichtet, die Storck und Henschel in Kassel entwickelt hatten. Ihr Vorteil bestand nach Ansicht des Verfassers darin,
dass sie in der Lage sei, Löschwasser aus einem Teich zu pumpen, und das Wasser im Winter durch eine Wärmevorrichtung vor dem Einfrieren zu hindern. Ihr Strahl erreiche eine Höhe von 30 Fuß.
Portrait von Carl Henschel im Scherenschnitt, Stadtarchiv Kassel, Foto: Jörg Westerburg
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